Schwere Vorwürfe: Leipziger Polizei von Rassisten durchsetzt?
Leipzig - Am Wochenende stürmten Polizisten die Gastwohnung zweier aus Kamerun stammender Männer und nahm sie - noch im Schlafanzug - fest. Doch es gab keinen Grund für die Aktion.
Die beiden Männer waren Referenten der Konferenz "Selbstbestimmt und solidarisch! Konferenz zu Migration, Entwicklung und ökologische Krise", die vom 6. bis 8. Oktober in Leipzig stattfand. Wie der Initiativkreis "Menschen.Würdig." am Montag mitteilte, hatten Nachbarn anscheinend die Polizei informiert, die nur wenig später zur Stelle war. Die Beamten sollen die Kameruner auch körperlich angegangen sein. Erst, als weiße Organisatoren hinzukamen, sollen die Einsatzkräfte mit sich reden lassen haben.
Péguy Takou ,eines der Opfer, erinnert sich: "Ich wollte einen Freund anrufen, damit er mit der Polizei spricht, warum wir hier untergebracht sind und dass alles seine Richtigkeit hat, aber ich wurde gar nicht erst angehört. Mir wurde einfach der Arm so sehr nach hinten gebogen, dass ich heute noch Schmerzen in der Schulter habe."
Von der Initiative erntet die Leipziger Polizei harte Kritik: "Nicht anders als mit rassistischen Stereotypen ist das Verhalten der Beamten zu erklären. Anstatt im Gespräch zu klären, dass die Befürchtungen der Nachbarn aus der Luft gegriffen sind, wurden die beiden schwarzen Referenten der Konferenz von den Beamten körperlich malträtiert." Die Mitglieder gehen sogar noch weiter: Es gehöre zur sächsischen Realität, dass Teile der Polizei mit Pegida sympathisieren, heißt es in der offiziellen Meldung.
Laut "Menschen. Würdig." gehöre "racial profiling" insbesondere zum Alltag der Leipziger Polizei.
Die Organisation spielt damit auf die jüngsten Ereignisse an. Erst vor etwa drei Wochen gerieten die Beamten mit einem unbedachten Kommentar über einen Migranten in Verruf, entschuldigten sich wenig später für die Aussage (TAG24 berichtete).
Kim Schönberg vom Initiativkreis findet klare Worte für derartige Vorfälle: "Rassistische Diskriminierung ist keine Bagatelle, sondern verstößt gegen Menschen- und Grundrechte. Gerade staatliche Institutionen sind hier in der Pflicht, sensibel zu agieren. In der Realität sind es allerdings genau jene Behörden, die systematisch rassistisch agieren, zum Beispiel durch rassistische Polizeikontrollen."
Das Bündnis fordert deshalb eine Entschuldigung der Leipziger Polizei bei den zwei Männern, die die Einsatzkräfte am Wochenende in ihrer Unterkunft überrumpelte. Und Schönberg geht noch weiter: "Mehr noch verlangen wir, dass sich im Polizeiapparat endlich mit der Realität der Migrationsgesellschaft auseinandergesetzt wird und dass interkulturelle Kompetenzen sowie Antirassismustraining zum Inhalt verpflichtender Fortbildungen werden!"
Außerdem sollte es Bürgern möglich sein, sich bei einer unabhängigen Beschwerdestelle Kritik am Handeln der Polizei zu üben.