Platzt der Hells-Angels-Prozess wegen dieser Gutachterin?
Leipzig - Der Mord an Rocker Veysel A. (†27). Am Montag sollte der Prozess gegen die vier mutmaßlichen Täter von den Hells Angels am Landgericht Leipzig beginnen. Doch es wurde nicht mal die Anklage verlesen.
Im Juni 2016 soll Stefan S. (31) aus Rache den Rocker von den United Tribuns (UT) erschossen haben. Die anderen drei Angels-Mitglieder hätten sich mit Gewalttaten beteiligt, so der Vorwurf. Damals trafen die verfeindeten Clans im Gebiet der UT an der Eisenbahnstraße aufeinander.
Klar, dass zum Prozessauftakt ein Großaufgebot der Polizei am und im Landgericht agierte. Das Gebäude war abgeriegelt. Jeder Besucher wurde mehrmals und penibel durchsucht. Auch im Saal wurde peinlich darauf geachtet, dass die vielen Tribuns-Anhänger weit entfernt von den Freunden der Angels Platz nahmen.
Doch trotz des riesigen Aufwandes kam es nicht mal zur Anklageverlesung. Stattdessen lehnten die Verteidiger nicht nur (erwartungsgemäß) die Schöffen ab. Sondern auch die psychiatrische Gutachterin Ruth C. (56). Wegen Besorgnis der Befangenheit.
Die erfahrene Fachärztin hatte kürzlich auf ihrer öffentlich zugänglichen Facebook-Seite einen Kommentar zu den Krawallen beim G20-Gipfel abgegeben. Sinngemäß würde sie demnach einen Großteil der Kommentatoren „in die nächstgelegene Sicherheitsverwahrung“ begutachten.
In einem anderen von den Anwälten zitierten Eintrag ließ sie sich darüber aus, „keine Lust gehabt zu haben, zu Patienten zu gehen“. Die Verteidiger bezweifeln, dass die Fachärztin so unvoreingenommen ihr Gutachten über einen der Angeklagten erstatten kann. Sie sei befangen.
Daraufhin setzte der Vorsitzende Richter das Verfahren aus. Nächster Termin: 1. August. Bis dahin soll über die Anträge entschieden werden.
Müsste die Gutachterin tatsächlich ausgetauscht werden, ist die Frage, ob die Anwälten den „Ersatz“ akzeptieren. Im schlimmsten Fall platzt der Prozess deshalb.