Polizist bei Krawallen in Connewitz lebensgefährlich verletzt: Versuchter Mord!
Leipzig - Bei schweren Krawallen im Leipziger Stadtteil Connewitz sind in der Silvesternacht mehrere Polizisten verletzt worden. Ein Beamter wurde derart schwer verletzt, dass er bewusstlos wurde und im Krankenhaus notoperiert werden musste.
Wie die Polizei am Neujahrsmorgen mitteilte, war der Einsatzschwerpunkt - wie vorher zu erwarten - der Bereich ums Connewitzer Kreuz.
Über 1000 Menschen hätten sich nach Mitternacht dort eingefunden, zunächst friedlich Feuerwerk gezündet. Doch ab 0.15 Uhr soll es vermehrt an der Selnecker- und Wiedebachstraße zu Beschüssen auf Polizisten gekommen sein. Steine, Flaschen und Feuerwerkskörper seien dafür verwendet worden.
Eine Gruppierung habe dann einen brennenden Einkaufswagen in eine Einheit der Bereitschaftspolizei geschoben und die Beamten "massiv" mit Pyrotechnik beschossen.
Dabei wurde ein 38-jähriger Polizist so schwer verletzt, dass er bewusstlos zusammenbrach und sich einer Not-OP in der Klinik unterziehen musste. "In diesem Fall ermittelt die Soko LinX wegen versuchten Totschlags", so Polizeisprecher Alexander Bertram. Drei weitere Beamte wurden den Angaben zufolge leicht verletzt.
Erst ab 2 Uhr habe sich die Lage am Kreuz entspannt und immer mehr Leute verließen den Bereich. Bertram: "Neun Personen wurden vorläufig festgenommen. Drei von Ihnen wurden in der Nacht wieder entlassen." Ab 2.20 Uhr wurde das Kreuz für die Tatortarbeit komplett abgeriegelt.
Die Polizei ermittelt weiterhin auch wegen schweren Landfriedensbruchs und diverser Körperverletzungsdelikte.
"Die betteln nur darum, dass es knallt"
Leipzigs Polizeipräsident Torsten Schultze verurteilte in einem Statement die Angriffe auf Beamte scharf.
"Polizeibeamte sind Menschen. Es ist erschreckend, wie skrupellos Personen in der Silvesternacht am Connewitzer Kreuz durch offensichtlich organisierte Angriffe schwerste Verletzungen von Menschen verursachen bzw. in Kauf nehmen."
Ebenso erschreckend sei es, wie vereinzelte Twitter-User solches Verhalten rechtfertige. Schultze: "Es gibt keine rechtsfreien Räume."
Unter anderem ist von "purer Provokation" und "Schikane" durch die Polizisten die Rede. "Die betteln doch nur darum, dass es heute knallt", schrieb Sharina Wolf.
Die Linken-Stadträtin Juliane Nagel spricht von "ekelhafter Polizeigewalt, Überrennen Unbeteiligter, wirren Einsatzmanövern und kalkulierter Provokation".
UPDATE, 15 Uhr: Neun Tatverdächtige wurden festgenommen
Wie die Leipziger Polizei am Mittwochnachmittag mitteilte, wurden im Zusammenhang mit den Geschehnissen in Connewitz neun Personen, darunter zwei Frauen und sieben Männer, vorläufig festgenommen.
Ihnen wird versuchte gefährliche Körperverletzung, Widerstand gegen Polizeibeamte und tätlicher Angriff von Vollstreckungsbeamte im Zusammenhang mit einem schweren Landfriedensbruch vorgeworfen.
UPDATE: Angriff wird als versuchter Mord hochgestuft
Der Angriff auf einen 38-jährigen Beamten der Bereitschaftspolizei wurde vom Bereitschafts-Staatsanwalt als versuchter Mord hochgestuft. Das sagte Tom Bernhardt, Sprecher des Landeskriminalamts (LKA), zu TAG24.
Die konkreten Tatumstände und Verletzungen, die der Polizei erlitten habe, hätten die Staatsanwaltschaft zur Hochstufung veranlasst.
UPDATE: OB Burkhard Jung: "Heftiger krimineller Gewaltausbruch"
Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (61, SPD) hat die Szenen in Connewitz scharf kritisiert.
"Ein Mensch ist so schwer verletzt worden, dass er notoperiert werden musste - das neue Jahr hat am Connewitzer Kreuz leider überhaupt nicht friedlich begonnen, sondern ist mit einem heftigen kriminellen Gewaltausbruch gestartet", sagte das Stadtoberhaupt in einem Statement.
"In den Uniformen - egal ob Feuerwehrleute, Sanitäter oder Polizisten - stecken Menschen. Menschen, Väter und Mütter mit Freunden, mit Familien, mit Kindern. Diese eigentlich so schlichte Selbstverständlichkeit, diese Menschlichkeit ist einigen verloren gegangen. Ich bleibe dabei: ich verurteile diese Handlungen aus tiefstem Herzen. Keine Gewalt ist der Ruf aus Leipzig."
Er forderte, dass die sächsische Sonderkommission diese "brutalen Gewalttäter" schnell fasse. "Meine Gedanken sind bei dem verletzten Polizisten und seiner Familie und ich wünsche ihm schnelle Genesung."
UPDATE: Sachsens Innenminister verurteilt Angriff
Auch Sachsens Innenminister Roland Wöller (CDU) hat die Ausschreitungen in der Silvesternacht in Leipzig verurteilt.
Die Angriffe auf Einsatzkräfte im Stadtteil Connewitz seien "bewusste und gezielte Angriffe auf Menschenleben" gewesen, teilte er am Mittwoch mit. Das Vorgehen grenze an versuchten Totschlag und habe nichts mit den "ansonsten ausgelassenen Feierlichkeiten zum Jahreswechsel in der Stadt Leipzig zu tun".
Wöller kündigte an, die Straftaten "mit aller Härte des Rechtsstaates" zu verfolgen.