42.000 Kilometer in 28 Jahren: Doch dieser Mann hat sein Ziel noch nicht erreicht
Leipzig - Seit 28 Jahren ist der Österreicher Stefan Horvath im Zeichen von Weltfrieden, Toleranz und mittlerweile auch gegen Rechts auf den Beinen. TAG24 traf den "Weltfriedenswanderer" exklusiv.
Die Zahlen sind schier unglaublich: Stefan Horvath (58) ist seit nunmehr 28 Jahren unterwegs, um Flagge für Weltfrieden zu zeigen.
42.000 Kilometer, schätzt der 58-Jährige, hat er bislang zurückgelegt. Ein paar werden aber noch dazukommen: Horvath will 2019 auf seiner letzten Etappe nach Norwegen.
Und so begann alles: Mit Anfang 30 ließ der ehemalige Geschäftsführer einer Baufirma seine österreichische Heimat hinter sich.
"Ich wollte weg aus Wien", sagte Horvath. Anlass war vor allem der Mauerfall in Deutschland. So ging er 1989 nach Berlin, ohne festen Wohnsitz, Geld und Krankenversicherung.
All das hat er auch 28 Jahren danach nicht.
Begeistert von der Gastfreundlichkeit der Berliner war er stellenweise nicht. "Dann kamen die Ost-Berliner mit ihren Knackwürsten an. Nee, die haben mir nicht geschmeckt."
Anschließend wanderte er unter anderem auch durch Italien, wo er bei Nonnen im Kloster übernachtete.
Der 58-Jährige unterstütze auch humanitäre Zwecke. Er kümmerte sich um Hilfstransporte nach Jugoslawien, war selbst auch in Albanien, Rumänien und anderen europäischen Ländern unterwegs. Rumänien, so der Weltfriedenswanderer, sei "sehr gefährlich gewesen. Es gab viel Armut und viele Überfalle."
Er sollte während einer Hungerkatastrophe auch in das ostafrikanische Land Ruanda fliegen. Er sei sogar schon geimpft gewesen und wartete praktisch nur noch auf den Flug. Der wurde dann aber kurzfristig vom Sozialministerium in Erfurt abgesagt.
"Ich wollte unbedingt nach Ruanda. Aber ich habe mich vergewissert, dass zehn Paletten mit Sachspenden dort angekommen sind", sagte Stefan Horvath TAG24.
Der Weltenbummler war auch an einem XXL-Transport von Krankenbetten nach Bulgarien beteiligt. 40 Tonnen Betten sind laut seinen Aussagen damals auf der Schiene von Deutschland nach Sofia gefahren worden.
Mit seinen Läufen, Hilfsaktionen und dem Kampf gegen Rechts erlangte Horvath schnell größere Bekanntheit. Mehrere TV-Teams begleiteten ihn auf seinen Touren. In den letzten zehn Jahren, in denen der 58-Jährige ausschließlich in Deutschland unterwegs war, beteiligte er sich an vielen Demonstrationen.
Seit 2012 unterstützt er einmal im Jahr Schlagersänger und Entertainer Frank Zander (75) bei dessen Obdachlosen-Essen in Berlin. 3000 Menschen ohne Dach über dem Kopf kommen jährlich um die Weihnachtszeit und feiern ein "Fest für Obdachlose und Bedürftige".
Krank war er selten, auch weil er sich von viel reinem Obst, Zwiebeln und Knoblauch ernähre.
"Regelmäßig ein gutes Glas Wein ist aber genauso wichtig", sagte Horvath. Lediglich mit Blasen an den Füßen hatte er in der Anfangszeit zu kämpfen. "Mittlerweile sind da nur noch Knochen, ich habe richtige Plattfüße bekommen", lacht er.
Leipzig, betont er, liebe er sehr. "Das ist eine richtige Weltstadt, sehr weltoffen", lobte der Österreicher die sächsische Messestadt. Wenn diese Weltoffenheit aber früher oder später abspringe, "kann auch ich nichts mehr für Leipzig tun."
Am 11. September wird Stefan Horvath 59 Jahre alt. 2019, im Alter von 61, will der Weltfriedenswanderer nach Oslo. "2016 wusste ich, dass ich nach Norwegen will", blickt der Österreicher auf seine letzte Etappe voraus. Bis dahin benötigt er aber noch gute Winterausrüstung, die auch bei 40 bis 50 Grad Celsius unter Null warm hält.
Mit der Fähre will der 58-Jährige Ende 2019 von Hamburg aus nach Oslo übersiedeln. Das soll aber noch vor Weihnachten geschehen. Ebenfalls in zwei Jahren soll sein Buch "Alle Wege führen nach Norwegen" erscheinen. Den Titel hat sich Horvath nicht ohne Grund ausgesucht, ist das skandinavische Land doch jenes, in dem er seine letzten Friedensmissionen erfüllen will.
In seine österreichische Heimat hat Horvath mittlerweile keinerlei Kontakt mehr. "Der Dalai Lama sagte mal zu mir: 'Du musst immer weiter nach vorn gehen und nicht zurückblicken.'" Daran hält sich der Weltfriendsläufer bis heute.
Noch ein bis zwei Wochen zieht der 58-Jährige, der in einer Pension am Südplatz übernachtet, in Leipzig umher. Vielleicht seht Ihr ihn ja und er erzählt auch Euch etwas von seinem beeindruckendem Leben.