Leben in den Chemnitzer Asyl-Hallen eigentlich noch Flüchtlinge?
Chemnitz - Noch vor einem Jahr waren die Erstaufnahme- und Flüchtlingslager in Sachsen gut gefüllt, die Meinungen dazu in der Bevölkerung gespalten und angespannt. Wie sieht es aktuell aus?
In Chemnitz leben jetzt 2841 Asylbewerber. 396 davon hat die Landesdirektion in den Erstaufnahme-Einrichtungen untergebracht. Auch die Sachsenzahlen haben sich stark reduziert.
Dr. Holm Felber (58), Sprecher der zuständigen Landesdirektion in Chemnitz: "Erstaufnahme-Einrichtungen waren mit Stand Donnerstagmorgen mit 1238 Personen belegt.“ Haupt-Standort in Chemnitz ist das Gelände am Adalbert-Stifter-Weg.
Hier wird auch noch weiter investiert: Die Kapazität wird noch einmal von 520 Betten (plus 200 in einer Quarantänestation) auf 700 (plus 180) erhört, das Areal erhält für 2,2 Millionen Euro eine neue Zufahrtsstraße.
Leer gezogen hingegen ist das umstrittene Quartier in Einsiedel.
Hier gab es monatelange Proteste der Anwohner. Mandy Taube, Sprecherin der Landesdirektion Sachsen: "Die Prüfungen zu einer Nachnutzung oder vorzeitigen Beendigung des Mietverhältnisses laufen noch.“ Die Unterkunft am Thüringer Weg hält die Landesdirektion als Reserve bereit.
Die Stadt Chemnitz favorisierte von Beginn an kleinere Unterkünfte. Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig (55, SPD): "Wir setzen viel auf dezentrale Unterbringung. Diese Qualität kostet natürlich auch mehr Geld.“
Mit Folgen für die Stadtkasse: 2015 war die Stadt Chemnitz noch auf Kosten von rund 7,5 Millionen Euro sitzengeblieben. Aber: Im vergangenen Jahr wendete sich das Blatt. "2016 hatte die Stadt Kosten von 27 Millionen Euro, die komplett vom Freistaat beglichen wurden“, erklärt eine Sprecherin der Stadt.
Aktuell sind 987 Wohnungen angemietet, außerdem werden fünf Gemeinschaftsunterkünfte betrieben. Und die Kosten sinken: Seit 2016 hat die Stadt 54 Wohnungen wieder gekündigt, 124 weitere sollen folgen.
Trotzdem wäre man im Freistaat auf einen neuen Ansturm vorbereitet: Insgesamt gibt es 5192 Plätze, außerdem werden auf Anordnung von Innenminister Markus Ulbig (52, CDU) 2400 Plätze als Sicherheitsreserve vorgehalten.