Wird Fliegen bald gefährlicher durch den Klimawandel?

Colorado (USA) - Vor kurzem starb ein 73-Jähriger bei Turbulenzen auf einem Flug von London nach Singapur. In den USA gab es zwar von 2009 bis 2023 185 Fälle von schweren Verletzungen bei Flügen aber keinen einzigen Todesfall durch Turbulenzen. Ein Forscherteam unter der Leitung des Physikers Larry Cornman widmete sich deshalb der Frage, ob das in Zukunft häufiger passiert.

Rettungskräfte mussten zur Versorgung der verletzten Passagiere des Fluges von Singapore Airline eilen.
Rettungskräfte mussten zur Versorgung der verletzten Passagiere des Fluges von Singapore Airline eilen.  © Sageamsak/Xinhua/dpa

Todesfälle durch Turbulenzen kommen nur sehr selten vor, aber die Wissenschaftler sagen, das könnte sich durch den Klimawandel in Zukunft ändern, berichtet NBC.

Ursache für die tödlichen Unfälle sind vor allem Herzinfarkte sowie Kopfverletzung beim an die Decke stoßen oder durch herabfallendes Gepäck.

"Alles, was am Boden zum Tod führen kann, kann auch in einer Aluminiumröhre in 35.000 Fuß Höhe zum Tod führen", meint Cornman dazu.

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Sara Nelson, Präsidentin der "Association of Flight Attendants-CWA" wies darauf hin, dass es sich ersten Berichten zufolge um sogenannte "Clear-Air-Turbulence" handle.

Diese Turbulenzen ereignen sich in wolkenfreier Luft ab einer Höhe von 6000 Metern und sind besonders gefährlich, da sie mit der aktuellen Technologie noch nicht erkannt werden können.

"In der einen Sekunde fliegt man noch reibungslos. Im nächsten Moment werden Passagiere, Besatzung und ungesicherte Wagen oder andere Gegenstände durch die Kabine geschleudert", erklärte Nelson.

Was hat der Klimawandel damit zu tun?

Turbulenzen in wolkenfreier Luft zählen zu den gefährlichsten, da sie nicht vorhergesehen werden können. (Symbolbild)
Turbulenzen in wolkenfreier Luft zählen zu den gefährlichsten, da sie nicht vorhergesehen werden können. (Symbolbild)  © 123rf/diy13

Cornman und sein Forschungsteam sind der Ansicht, dass diese Art von Turbulenzen aufgrund des Klimawandels in Zukunft häufiger vorkommen wird.

Schon eine Studie aus dem Jahr 2023 stellte fest, dass Turbulenzen in wolkenfreier Luft von 1979 bis 2020 um mehr als 50 Prozent gestiegen sind.

Insbesondere "Jetstreams" sind von der globalen Erwärmung betroffen. So werden Winde bezeichnet, die sich in 9000 bis 14.000 Metern Höhe befinden, also auf Flughöhe, und ein enorm hohes Tempo erreichen. Sie transportieren Luft von Ost nach West und werden häufig für den Flugverkehr benutzt.

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"Flugzeuge fliegen gerne mit dem Jetstream, aber dort, wo Flugzeuge gerne fliegen, gibt es ironischerweise auch die meisten Turbulenzen", sagte Mark Prosser, Doktorand an der Universität Reading.

Wie schlimm könnte es werden?

Die zunehmenden Emissionen von Treibhausgasen können in Zukunft für mehr Turbulenzen und Instabilität sorgen. (Symbolbild)
Die zunehmenden Emissionen von Treibhausgasen können in Zukunft für mehr Turbulenzen und Instabilität sorgen. (Symbolbild)  © 123rf/bilanol

Der Jetstream wird verursacht durch Temperaturunterschiede der kühleren Regionen im Norden und wärmeren Luftmassen im Süden, deshalb könnte der Klimawandel ihn in Zukunft immer mehr aus dem Gleichgewicht bringen.

Forscher an der Universität Reading benutzen Modelle, um vorauszusagen, wie sich Turbulenzen ab 2050 entwickeln, wenn die globale Erwärmung weiterhin andauert.

"Vergleicht man das Klima von 2050 bis 2080 mit dem Klima vor dem Ausstoß von Treibhausgasen, also der vorindustriellen Zeit, so verdoppelt oder verdreifacht sich die Menge der Luftturbulenzen in der Atmosphäre", warnt Posser.

Titelfoto: 123rf/diy13

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