Wetterexperte warnt: Europa können Temperaturen von 50 Grad drohen!

Leipzig - Sommer für Sommer Hitzewellen und Temperaturrekorde werden fast im Jahresrhythmus geknackt. Ohne den Klimawandel wären derlei Wetterphänomene sehr unwahrscheinlich, erklärt nun ein Wetterexperte aus Leipzig und warnt: Auch Europa können extreme Temperaturen drohen.

Das ausgetrocknete Elbufer 2022. Im Sommer vergangenen Jahres war die erste Hitzewelle noch vor dem kalendarischen Sommeranfang auf Deutschland zugerollt.
Das ausgetrocknete Elbufer 2022. Im Sommer vergangenen Jahres war die erste Hitzewelle noch vor dem kalendarischen Sommeranfang auf Deutschland zugerollt.  © Robert Michael/dpa

2021 wurden in Lytton im Nordwesten Kanadas Temperaturen von 49,6 Grad Celsius erreicht. Ein internationales Forscherteam hat das Wetterereignis nun unter die Lupe genommen um zu klären, ob die Hitzewelle, die über Kanada damals hinwegrollte, hätte vorhergesagt werden können.

"In der aktuellen Studie ging es um eine Risikoabschätzung", beschreibt es Sebastian Sippel, Juniorprofessor für Klima-Attribution am Institut für Meteorologie der Universität Leipzig und Mitglied des Forscherteams. Er sagt, dass die 50 Grad in Kanada im Vorhinein als "Worst Case" hätten bestimmt werden können und betont: "Behörden, Infrastruktur und auch Firmen müssen also darauf vorbereitet sein, dass solche Ereignisse auftreten können."

Eine vorangehende Studie aus dem Jahr 2021 habe bereits aufgezeigt, dass derartige Extremtermperaturen dann auftreten, wenn eine Kombination von physikalischen Ursachen, die Hitzewellen begünstigen und verstärken, zusammenkommen.

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"Diese Ursachen sind zum Beispiel eine entsprechende Wetterlage und sehr trockene Böden, die wiederum die Hitze verstärken, und natürlich der fortschreitende Klimawandel", so Sippel.

15.000 Hitzetode in einem Jahr

Juniorprofessor Sebastian Sippel.
Juniorprofessor Sebastian Sippel.  © Uni Leipzig/Swen Reichhold

Der Forscher betonte weiter, dass die Entdeckungen des Teams und die von ihnen entwickelte Technik keine Wettervorhersagen ermöglichen würden. "Wir können also nicht die Temperatur für den nächsten Sommer vorhersagen, und auch nicht, welche Region im nächsten Sommer besonders von Hitze betroffen sein wird."

Stattdessen handle es sich um eine Risikoabschätzung. Es würden physikalische Szenarien aufgezeigt, die möglich sind. "Das ist wichtig, um möglichst auch auf noch nie dagewesene Ereignisse vorbereitet zu sein, denn Hitze ist ein großes Gesundheitsrisiko, insbesondere für ältere und kranke Menschen."

So seien allein in Frankreich im Jahr 2003 etwa 15.000 Menschen an Hitze gestorben. "Die Behörden dort haben daraufhin Hitzeaktionspläne erstellt, und die Stadt Paris hat vor kurzem Szenarien geplant und durchgespielt, wie man bei extremen Temperaturen im Sommer die Menschen schützen könnte."

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Auch die 50 Grad seien dabei in Betracht gezogen worden.

Titelfoto: Robert Michael/dpa

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