Strömung vor Zusammenbruch! Forscher haben schlechte Nachricht "für die Menschheit"
Amsterdam (Niederlande) - Drastische Temperatur-Veränderungen und ein heftiger Anstieg der Meeresspiegel stehen womöglich bevor! Forscher warnen vor dem Kollaps des Systems von Meeresströmungen im Atlantik - und seinen verheerenden Folgen.
Das AMOC-Kippverhalten ist eine "schlechte Nachricht für das Klimasystem und die Menschheit", heißt es in der kürzlich veröffentlichten niederländischen Studie innerhalb der Fachzeitschrift "Science Advances". Auch CNN und The Guardian berichteten über die Untersuchung.
Die Atlantische Umwälzzirkulation (auf Englisch: Atlantic Meridional Overturning Circulation, AMOC) treibt den Nordatlantikstrom als eine Art globales Förderband an. Der Strom bringt Wärme und Nährstoffe aus den Tropen nach West- und Nordeuropa und sorgt für milde Temperaturen hierzulande.
Laut Wissenschaftlern steuert diese Zirkulation des Atlantischen Ozeans, eine der wichtigsten Komponenten bei der Regulation des Klimas, auf einen Kipppunkt zu - aufgrund fortlaufender Erderwärmung, denn: Durch schnelleres Abschmelzen der Gletscher fließt immer mehr Süßwasser in das Meer.
Die Studie sei ein "wichtiger Durchbruch", so René van Westen, Meeres- und Atmosphärenforscher an der Universität Utrecht und Mitautor der Studie, gegenüber CNN. Für ihr neu entwickeltes Frühwarnsignal benutzten Forscher einen Supercomputer, um einen allmählichen Anstieg des Süßwasseranteils in der AMOC zu simulieren.
3 Grad kälter pro Jahrzehnt
Als Forscher das Süßwasser im Modell langsam erhöhten, zeigte sich, dass AMOC immer schwächer wurde und letztendlich komplett zusammenbrach. Dies sei das erste Mal, dass ein derartiger Zusammenbruch nachgewiesen werden konnte!
Wann und wie schnell dieser Punkt kommen könnte, darüber herrscht jedoch Uneinigkeit. "Aber wir können zumindest sagen, dass wir uns auf den Kipppunkt des Klimawandels zubewegen", so van Westen gegenüber dem Sender.
Die Auswirkungen wären verheerend. Laut den Wissenschaftlern könnten die Temperaturen in einigen Teilen Europas innerhalb eines Jahrhunderts um bis zu 30 Grad Celsius sinken. Auf der Südhälfte des Planeten hingegen könnte sich die Erwärmung verstärken und im Amazonasgebiet die Regen- und Trockenzeiten umkehren - mit schlimmen Folgen für das Ökosystem. Auch der Meeresspiegel könnte um bis zu einen Meter ansteigen.
Stephan Rahmstorf, ein physikalischer Ozeanograf an der deutschen Universität Potsdam, sagte gegenüber CNN, die Entdeckung des Kipppunktes sei "ein großer Fortschritt in der Wissenschaft der AMOC-Stabilität". Laut ihm macht dies jedoch nun endgültig die Hoffnungen zunichte, dass es den Kipppunkt eigentlich gar nicht geben würde.
Titelfoto: Bildmontage: Kay Nietfeld/dpa//Felipe Dana/AP/dpa