"Globale Hitzewelle ist eine Lüge": Leugnet Meteorologe Jörg Kachelmann den Klimawandel?
Schaffhausen - Leugnet selbst der Meteorologe Jörg Kachelmann (63) den Klimawandel? In den sozialen Medien geht derweil ein Posting um, das dies behauptet.
Als Beleg wird der Screenshot eines Tweets angeführt, in dem Kachelmann schreibt: "Die globale Hitzewelle weltweit und gleichzeitig ist eine Lüge." Mit dieser Aussage, so etliche User, widerlege der Wetterkundler die "grüne Weltuntergangslüge", ergo: den menschgemachten Klimawandel.
Doch die Sache stellt sich bei genauerer Betrachtung etwas anders dar, als es den Anschein macht.
Der Sommer 2018 war ein Sommer der Rekorde: Nie wurde in Deutschland - so Daten des Deutschen Wetterdienstes - eine längere Trocken- und Wärmeperiode aufgezeichnet.
Zugleich aber schrieb der Wetter-Moderator Jörg Kachelmann am 30. Juli 2018 auf Twitter: "Die globale Hitzewelle weltweit und gleichzeitig ist eine Lüge. Nimmt man die momentanen Temperaturen der gesamten Nordhemisphäre und vergleicht man (sie) mit der Referenzperiode 2000-2017, ist die durchschnittliche Abweichung über alles genau (Tusch) 0,0 Grad."
Seit Wochen kursiert ein Screenshot dieses Tweets im Netz. Weil er teils ohne Datum geteilt wird, vermittelt sich der Eindruck, er sei aktuell.
Tatsächlich ist der Tweet Kachelmanns zwar echt, wie der Schweizer Meteorologe der Deutschen Presse-Agentur bestätigte. Jedoch fehle der inhaltliche Zusammenhang, in dem er diesen veröffentlicht habe. Kachelmann teilte mit, er habe im Sommer 2018 lediglich richtigstellen wollen, dass "es nicht gleichzeitig auf der ganzen Erde (zu) heiß gewesen ist". Genau dies sei vielfach in den Medien behauptet worden, jedoch "Blödsinn".
Der Meteorologe hat seinen alten Tweet mittlerweile gelöscht, da dieser "ohne den Bezug missbräuchlich umgedichtet werden kann", so Kachelmann auf Twitter. Des Weiteren schreibt er dort, der vom Menschen verursachte Klimawandel sei eine Tatsache - selbst dann, "wenn einfach Allerweltswetter ist". Das Klammern an Wetterextreme wie Hitzewellen als Merkmale des Klimawandels sei seiner Ansicht nach aber falsch.
Immer wieder wird Klima und Wetter falsch gleichgesetzt
Tatsächlich kommt es in Diskussionen um den Klimawandel immer wieder zur unsachgemäßen Gleichsetzung von Wetter und Klimageschehen. Wetter, der Mix aus Temperatur, Wind, Niederschlag zu einem bestimmten Zeitpunkt, ist ein chaotisches System - abhängig von schwer vorhersehbaren Ereignissen wie lokalen Druckgebieten oder Wolkenbildung. Das Klima hingegen ergibt sich aus dem Durchschnitt der Wetterdaten aus mindestens 30 Jahren.
Und deren Trend ist eindeutig: Erst im August veröffentlichte der Weltklimarat (IPCC) einen alarmierenden Bericht. Demnach werde sich die Erde bei der derzeitigen Entwicklung bereits gegen 2030 um 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter erwärmt haben, die Folgen sind dramatisch. Eine so rasche Erwärmung hat der Globus noch nie erlebt.
Dass dies der Mensch verursacht hat, ist längst wissenschaftlich erwiesen.
Titelfoto: Sebastian Willnow/dpa-Zentralbild/dpa