Das Tor zur Hölle? Brennender Methan-Krater macht Klimaschützern große Sorgen
Ashgabat (Turkmenistan) - Das Tor zur Hölle. In Zentralasien gibt es einen gewaltigen Krater, der schon seit über 50 Jahren brennt und riesige Mengen Methan freisetzt. Klimaschützer schlagen Alarm.
Im Krater von Derweze lodert es schon seit den 70er Jahren. Das Loch mit beachtlichen 70 Metern Durchmesser liegt in der Karakum-Wüste von Turkmenistan, wird von den Einheimischen "das Tor zur Hölle" genannt und stößt gewaltige Mengen Treibhausgase aus.
"Soweit ich weiß, ist der Krater während der Sowjetära entstanden, als die Sowjets versuchten, in der Region nach Erdgas zu bohren", sagt der Biologe und Derweze-Experte Stefan Green nun gegenüber Newsweek. Der Wissenschaftler vermutet, dass es bei einer Probebohrung zu einem Zwischenfall kam, woraufhin der Bohrturm einstürzte und große Mengen Methan austraten.
Später entzündete sich das Gas - absichtlich oder nicht - die genauen Details wurden von den Sowjets vertuscht. "Falls dies absichtlich geschah, sollte das Gas abbrennen und nicht unkontrolliert freigesetzt werden", erklärt Green.
Doch die Lagerstätte unter dem Krater ist enorm. Er brennt bis heute und bläst jedes Jahr enorme Mengen an Treibhausgasen in die Atmosphäre.
Im August 2022 reiste Serdar Berdimuhamedow (41), der Präsident des autokratisch regierten Landes, der kurz zuvor das Amt von seinem Vater "erbte", zum Krater und kündigte an, das Feuer löschen zu wollen. Passiert ist seitdem recht wenig.
Grund: Es gibt offenbar keine Experten (weltweit), die ein derart riesiges Gasleck schließen könnten.
Was tun mit dem Krater von Derweze?
"Das ist eine Umweltkatastrophe", sagt Biologe Green, der selbst am Krater forschte.
Allerdings: "Die Tatsache, dass es verbrannt wird, ist eher noch besser. Auf diese Weise wird das Methan in Kohlendioxid umgewandelt. Die Freisetzung von CO2 ist ebenfalls schädlich für die Klimaerwärmung, aber bei weitem nicht so schädlich wie Methan", konstatiert er.
Doch wie kann man das Feuer löschen? "Im Grunde genommen handelt es sich um ein Gasleck in großem Ausmaß", erklärt Green. "Solange man das Leck nicht abdichten kann, hilft das Auffüllen des Kraters nicht, denn das Gas wird weiterhin entweichen."
Der Wissenschaftler schlägt deshalb vor, das Derweze-Gasfeld an anderer Stelle anzubohren und alles Gas zu fördern, bis das Feuer erlischt. Dann könne man den Krater mit Sand auffüllen.
Klimakiller: Turkmenistans Gasindustrie
Dem Experten zu Folge gibt es in der Gas-Diktatur (viertgrößtes Vorkommen weltweit) massive Lecks überall.
Er nennt das Land einen "Hauptverursacher von Methanemissionen durch massive Lecks". Der Derweze-Krater sei nur einer von vielen Feuerlöchern, wenn auch das bekannteste.
Viel mehr mache ihm die völlig marode Gasindustrie des 6,3 Millionen Einwohner zählenden Landes große Sorgen: "Die Krater sind wirklich nur ein kleiner Teil der Gesamtproblematik", stellt Green fest.
2021 kündigte Turkmenistan an eine Pipeline durch Aserbaidschan nach Europa bauen zu wollen. Zehn bis zwölf Milliarden Kubikmeter wolle man jährlich exportieren. Und auch mit China und Indien macht man lukrative Geschäfte. Zuletzt bestellten die Chinesen 40 Milliarden Kubikmeter Erdgas.
Derweil wünscht sich Stefan Green mehr Druck seitens der internationalen Gemeinschaft gegenüber der Wüsten-Diktatur. "Alles, was wir tun können, um diese unkontrollierte Freisetzung von Treibhausgasen zu verhindern, ist aus Sicht des globalen Klimawandels äußerst wichtig", betont er.
Titelfoto: Montage: 123rf/wangko, 123rf/alexela82, Regierung Turkmenistan