1,5-Grad-Ziel ist kaum mehr erreichbar! Kann Emissions-Stopp den Klimawandel aufhalten?
Seattle (USA) - Es klingt paradox: Wenn die Menschheit von heute auf morgen all ihre klimaschädlichen Emissionen stoppen würde, würde sich die Erde zunächst wohl noch schneller erwärmen, als das aktuell eh schon der Fall ist. Das fanden Forscher der University of Washington in Seattle jetzt heraus.
Schuld an diesem überraschenden Phänomen ist der ausbleibende Kühlungseffekt durch Aerosole, die wir bei der Verbrennung von Kohle, Erdöl und Erdgas in die Luft schießen.
Sind die nicht mehr da, wird es schneller heiß auf Mutter Erde. Erst nach einigen Jahren würde die globale Temperatur durch eine Verringerung der Treibhausgase wieder sinken.
Doch auch das wäre noch lange kein Grund zur Erleichterung. So fand das Forscherteam in der Fachzeitschrift "Nature Climate Change" veröffentlichten Studie außerdem heraus, dass die Erderwärmung selbst bei einem sofortigen Stopp der Emissionen zu 42 Prozent die oftmals beschworene 1,5-Grad-Marke erreichen bzw. überschreiten wird.
Würden wir beispielsweise noch bis 2029 weiter fröhlich die Luft verschmutzen, läge das Risiko schon bei 66 Prozent.
Innerhalb ihrer Studie errechneten die Forscher aus Seattle auch, dass die Menschheit von 1850 bis 2019 ganze 2290 Milliarden Tonnen CO2 in die Atmosphäre entlassen hat.
Erderwärmung könnte durch weitere Faktoren verstärkt werden
Mit weiteren 1080 Milliarden Tonnen ab Anfang 2021 wäre die 1,5-Grad-Marke erreicht, nach 1980 Milliarden Tonnen die 2-Grad-Grenze.
Erschwerend hinzu kämen Verstärkungseffekte wie der vermehrte Methan-Ausstoß aus dem tauenden Permafrostboden, der die Erderwärmung noch verstärken könnte.
Im Pariser Klimaabkommen ist festgehalten, dass die globale Durchschnittstemperatur bis zum Ende des Jahrhunderts möglichst bei 1,5 Grad über vorindustriellem Niveau liegen soll.
Im vergangenen Jahr lag die globale Durchschnittstemperatur etwa 1,1 Grad über diesem Wert. Das zeigt der aktuelle Klimazustandsbericht der Weltwetterorganisation (WMO).
Titelfoto: epd/Udo Gottschalk