Mord an Ramona (†10): Das ist der Kinderschänder aus dem Vogtland
Jena/Mühltroff - Mehr als 22 Jahre nach dem Mord an der zehnjährigen Ramona Kraus aus Jena ist im vogtländischen Mühltroff ein Rentner unter Tatverdacht verhaftet worden (TAG24 berichtete).
Der Intensivtäter Wilfried M. (76), der 1999 wegen brutaler Vergewaltigung mehrerer Kinder zur Höchststrafe verurteilt wurde, war erst 2016 aus der Sicherungsverwahrung entlassen worden.
Der Fall: Am 15. August 1996 verschwand Ramona in Jena auf dem Heimweg von der Schule spurlos. Sieben Monate später wurden in einem Wald im 130 Kilometer entfernten Großburschla (Wartburgkreis) erst der Ranzen und später Leichenteile des Mädchens gefunden. Das Kind war vor seinem gewaltsamen Tod brutal vergewaltigt worden.
Fast zwei Jahrzehnte lang ermittelte die Thüringer Polizei erfolglos. Doch dann nahm sich ein neues Team, die Soko "Altfälle" der Kripo Weimar, die Akten noch einmal vor. Die Ermittler klemmten sich hinter einen Mann, der als einer der schlimmsten Kinderschänder der Republik gilt und im Januar 2016 aus der Sicherungsverwahrung entlassen wurde: Wilfried M..
Der gebürtige Berliner hatte in den 1990er Jahren in Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Bayern insgesamt vier Kinder in seine Gewalt gebracht und brutal vergewaltigt. Dabei fesselte der Ex-Fremdenlegionär seine Opfer und bedrohte sie mit einer Pistole.
Geschändetes Mädchen erkannte Tattoo auf M.s Brust wieder
Besonders krass war der Fall einer Zehnjährigen aus Unterfranken, die M. im Oktober 1997 vor den Augen ihrer Spielgefährten mit vorgehaltener Waffe kidnappte.
Er verschnürte das Kind mit Klebeband, warf es in den Kofferraum eines gestohlenen Nissan Micra und fuhr dann mit dem Mädchen 200 Kilometer nach Thüringen. Dort vergewaltigte der Intensivtäter, der erst fünf Wochen zuvor aus dem Gefängnis entlassen worden war, die Schülerin zweimal. Dann ließ er sie in der Kälte zurück.
Anhand der Täterbeschreibung - unter anderem sah das geschändete Mädchen eine große Frauentätowierung auf der Brust des Peinigers - wurde M. identifiziert. Aufgrund eines internationalen Haftbefehls wurde der Schwerverbrecher Anfang 1998 gefasst.
Im Januar 1999 verurteilte das Landgericht Schweinfurt M. wegen Misshandlung und Vergewaltigung der vier Kinder zur Höchststrafe von 15 Jahren Haft. Aufgrund der akuten Wiederholungsgefahr, die ein Psychiater dem Triebtäter attestierte, ordnete das Schwurgericht zudem Sicherungsverwahrung an.
Neues Leben im Vogtland
Nach der vorzeitigen Entlassung im Januar 2016 wurde M. von den Behörden in Sachsen angesiedelt.
Als Rentner lebte er fortan in Mühltroff und wurde hier im Rahmen des sächsischen ISIS-Programms ("Informationssystem zur Intensivüberwachung besonders rückfallgefährdeter Sexualstraftäter") von der Staatsanwaltschaft Zwickau überwacht. Wie TAG24 aus Behördenkreisen erfuhr, hatte M. einen Bewährungshelfer und erhielt regelmäßig so genannte Gefährderansprachen.
Doch auch die Weimaer Ermittler hängten sich M. an die Fersen. Sie observierten ihn und belauschten seine Telefonate.
Mit Erfolg: "In einer Kombination aus verdeckten und offenen Ermittlungen konnten wir ihm den Mord an Ramona jetzt nachweisen", sagte Soko-Chefermittler Andreas Gerstberger (56) TAG24. So erhielt die Kripo auch Kenntnis, als M. einem Zeugen Täterwissen offenbarte, das bislang öffentlich nicht bekannt war. Details will Gerstberger bis zum Prozess nicht nennen. Nur soviel: "Es waren die spektakulärsten Ermittlungen in meinem bisherigen Berufsleben", sagte Gerstberger, der seit 1981 Polizist ist.
Vor dem Haftrichter schwieg der Schwerverbrecher am Mittwoch. M. wurde nach Verkündung des Haftbefehls in die JVA Hohenleuben verbracht. Hier wird er zunächst isoliert untergebracht. Denn auch der Triebtäter wurde schon einmal Opfer. Nach seiner Verurteilung 1999 in Bayern nahmen sich zwei Mithäftlinge aus dem Kosovo den Kinderschänder vor, verprügelten und missbrauchten ihn sexuell.