Krankenschwester bemerkt, wie Arzt Bluttransfusion vorbereitet und schlägt Alarm
Kassel - Der hohen Aufmerksamkeit einer Krankenpflegerin ist es zu verdanken, dass einige Patienten in einem Krankenhaus in Kassel nichts Schlimmeres passiert ist.
Wie "HNA" berichtet, konnte sie einen Mann entlarven, der sich als falscher Arzt ausgab.
Der Beschuldigte ist libyscher Abstammung und hatte sich im Frühjahr bei der Klinik beworben. Er bekam eine Stelle als Aushilfe für Bereitschaftsdienste.
Einer der Ärzte berichtet gegenüber HNA, dass der 38-Jährige an einem Probetag offenbar nachgewiesen hatte, dass er medizinische Erfahrung habe. Deswegen hatte sich die Leitung schließlich auch entschlossen, den Mann einzustellen.
Der falsche Mediziner sei über die Arbeitszeit nicht weiter groß aufgefallen. Er hätte Diagnosen erstellt und Blutuntersuchungen und Röntgenbilder angeordnet.
Nach einigen solcher Dienste erkannte eine Krankenschwester allerdings, dass bei dem Mann irgendwas nicht mit rechten Dingen zugehen kann.
Demnach habe er eine Bluttransfusion vorbereitet und dabei keinesfalls auf die standardisierten Richtlinien geachtet. Er hatte die Blutkonserve wohl bereits angehängt, obwohl er weder das System entlüftet noch die Blutgruppe mit der des Patienten abgeglichen hatte.
Die Krankenschwester bemerkte die Inkompetenz und meldete den Libyer sofort.
In der Folge wurden die Bewerbungsunterlagen des Mannes eingehend gecheckt. Die Verantwortlichen bemerkten, dass die Nachweise gefälscht waren. Zudem war es nicht das erste Mal, dass der 38-Jährige negativ aufgefallen war.
Wegen gewerbsmäßiger Urkundenfälschung in elf Fällen und gewerbsmäßigen Betrugs wurde er vor ein paar Jahren bereits zu einer Haftstrafe verurteilt.
Zudem wurde der ganze Umfang seines Betruges bekannt: Der Mann hat noch nie ein Medizinstudium abgeschlossen. Gemeinsam mit seiner Frau, die eine Fortbildung als Fachärztin im gleichen Klinikum absolvierte, hatte er Arbeitslosengeld II beim Jobcenter beantragt und im Jahr 2014 circa 6500 Euro an Leistungen bezogen.
Zudem soll er Wohnungen vermietet haben, die ihm gar nicht gehörten. Dafür kassierte er von Mietern und dem Jobcenter weiterhin knapp 4000 Euro.
Die Polizei wird nun weitere Ermittlungen zu dem Fall einleiten. Der 38-Jährige sitzt in Untersuchungshaft, ihm soll bald der Prozess gemacht werden.