Gerichtsmediziner enthüllt: So starb Karl May wirklich!

Karl May starb an einer chronischen Vergiftung.
Karl May starb an einer chronischen Vergiftung.

Von Guido Glaner

Radebeul - Es war kein Herzinfarkt, der den Abenteuerschriftsteller Karl May gestern vor 104 Jahren niederstreckte. Es war kein Lungenkrebs, wie auch gemutmaßt wurde. Das Rätsel um die Todesursache des „Winnetou“-Erfinders (1842-1912), das die Forschung jahrzehntelang beschäftigte, scheint jetzt gelöst.

Demnach starb Karl May an einer Bleivergiftung. Wer in Wildwest-Geschichten an einer „Bleivergiftung“ stirbt, hat meist eine Kugel verpasst bekommen. Da wäre es beinah romantisch, wäre auch Karl May - wie sein tapferer Held Winnetou - auf diese Art ums Leben gekommen. Aber mitnichten!

Toxikologische Untersuchungen des Rechtsmedizinischen Instituts an der Universität Leipzig haben ergeben, dass der Schriftsteller an einem giftigen Mix von Blei und Cadmium gestorben ist.

War es Mord? Wohl eher nicht. Die Experten vermuten, die Vergiftung geht auf Trinkwasser, Nahrung und Tabakrauch zurück.

Der Gutachter: Dr. Carsten Hädrich vom Rechtsmedizinischen Institut der Uni Leipzig.
Der Gutachter: Dr. Carsten Hädrich vom Rechtsmedizinischen Institut der Uni Leipzig.

Im Oktober 2014 waren aus dem Radebeuler Grab Karl Mays Proben entnommen worden. Die Gelegenheit dazu ergab sich, weil die Grabstätte wegen Einsturzgefahr geöffnet und restauriert werden musste.

„Wir haben die Totenruhe nicht willkürlich gestört“, sagt Ralf Harder, Vorstand der Karl-May-Stiftung. Mays Überreste haben die Grabstätte nicht verlassen.

„Allein einige Zähne und Knochenteile haben wir für die notwendigen Untersuchungen im Labor mitnehmen dürfen“, so Dr. Carsten Hädrich, zuständiger Gerichtsmediziner, zur MOPO. Das Gutachten wurde jetzt veröffentlicht.

Schon lange, eigentlich seit seinem Tod, war über eine Vergiftung Karl Mays spekuliert worden. Selbst Klara May, die Witwe des Autors, geriet dabei in ungeheuerlichen Verdacht.

Klara May eine Gattenmörderin? „Ganz und gar ausschließen lässt sich das nicht, aber es ist sehr unwahrscheinlich“, so Gerichtsmediziner Hädrich: „Blei und Cadmium, noch dazu in Kombination, gab es nicht in der Apotheke zu kaufen. Es waren Umweltgifte, wie sie etwa in Trinkwasser vorkamen. Wir gehen daher von einer zufälligen, umweltbedingten Vergiftung aus.“

Foto: Repro, Ove Landgraf, Alexander Bischoff

Titelfoto: Import