Islamistische Schlägerbanden bedrohen "unmoralische" Frauen
Berlin – Immer wieder soll es in den vergangenen Monaten zu Angriffen und Bedrohungen von vor allem Frauen – und oft homosexuelle Männer – aus Tschetschenien gekommen sein. Sie werden von einer etwa 100 Mann großen Bande ihrer Landsleute terrorisiert.
Bei diesem Schlägertrupp soll es sich um selbsternannte Sittenwächter handeln, die Verstöße gegen ihr Bild des Islams ahnden und bestrafen. Das berichtet der Tagesspiegel. Nach Informationen der Zeitung ermitteln Staatsschutz und das Berliner Landeskriminalamt (LKA) wegen "Störung des Rechtsfriedens durch Androhung von Straftaten".
Im Internet kursiert zudem ein Video, was innerhalb der tschetschenischen Community häufig geteilt wird. Darauf ist ein Mann mit Sturmhaube zu sehen, der mit einer Pistole in die Kamera zielt. Dann ist auf tschetschenisch zu hören: „As-salamu alaykum, muslimische Brüder und Schwestern, ihr wisst es, ich weiß es, jeder weiß es. In Europa tuen einige tschetschenische Frauen – und Männer, die wie Frauen aussehen – unaussprechbare Dinge. Wenn wir die Gelegenheit dazu haben, werden wir sie maßregeln“.
Und weiter wird den "unsittlichen" Landsleuten gedroht: „Wir gehen raus auf die Straßen. Sag nicht, du seist nicht gewarnt worden. Sag nicht, du hättest es nicht gewusst.“
Was das bedeuten kann, sollen in den vergangenen Wochen unter anderem zwei Frauen und ein junger Mann am eigenen Leib erfahren haben. Sie wurden auf offener Straße überfallen und brutal verprügelt.
Diese "Moralwächter" sind laut Tagesspiegel bewaffnet und werden wohl von kriegserfahrenen, meist salafistischen Männern angeführt. In Sicherheitskreisen werde dieser Täterkreis zunehmend als Gefahr gesehen. "Wir haben Kenntnis von dem Inhalt des Videos", sagte ein Polizeisprecher. Anzeigen von Opfern gäbe es jedoch nicht. Straftäter aus dem russisch-eurasischen Gebiet, die sich in Berlin zu Gruppen zusammentun, seien der Polizei bekannt.
In der Zeitung kommt auch eine junge Frau zu Wort, die wegen ihres Lebenswandels von ihrer Familie verstoßen wurde und nun von der tschetschenischen Salafisten-Bande verfolgt werden.
Von der 19-Jährigen waren im vergangenen Jahr Fotos im Internet aufgetaucht, auf denen sie nackt, mit Zigarette und Bier zu sehen war. Daraufhin soll ihre Familie ihren Tod beschlossen haben. Sie sei untergetaucht, lebe aber seitdem in ständiger Angst vor ihren brutalen Landsleuten. Dabei soll es sich um Mitglieder der Rocker-Gang "Guerilla Nation Vaynakh" handeln.
Diese als extrem gewaltbereit und radikal geltende Bande soll vor einigen Wochen auf eine Bar in Wedding mehrere Schüsse abgefeuert haben (TAG24 berichtete).
Erkenntnisse, dass Tschetschenen besonders anfällig für die Begehung von Straftaten sind, lägen jedoch nicht vor, so ein Senats-Sprecher.
Was womöglich vor allem daran liegt, dass es keine tschetschenische Staatsbürgerschaft gibt, und die Täter als Russen registriert werden.
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