In Sachsen erfunden! Bizarrer Streit um "Schwerter zu Pflugscharen"
Dresden - Kleinkrieg um das Friedenssymbol der DDR-Kirche: Weil ein Verlag eigenmächtig „Schwerter zu Pflugscharen“ verwendet, hat ein Verband mit Sitz in Westdeutschland Juristen in die Spur geschickt. Der Erfinder aus Sachsen wusste von alledem nichts.
Pfarrer Harald Bretschneider (74) ist kein Freund von Polemik. Doch wenn er sieht, was da gerade mit seinem Symbol "Schwerter zu Pflugscharen" geschieht, fällt ihm nur noch „irre Situation“ ein.
Der frühere Landesjugendpfarrer und sächsische Kirchenminister hat nämlich nur durch Zufall erfahren, dass ein in Bonn ansässiger Verband eine in Osnabrück ansässige Druckerei wegen der Verwendung des Symbols abmahnt - ein Friedenszeichen, das eigentlich allen gehört.
Es wurde 1980 von Bretschneider erfunden. Hintergrund: Ost und West rüsteten auf. Die Sowjets standen in Afghanistan. In DDR und BRD ängstigten sich Jugendliche.
Besonders viele DDR-Jugendliche waren moralisch im Dilemma, lebten sie doch nach offizieller Lesart zwar im besseren Deutschland, waren aber durch ihre Kirchenbindung gegen Wehrdienst und Krieg.
„Sie suchten nach Protestformen“, so Bretschneider. So schuf der Jugendpfarrer 1980 die erste Friedensdekade und mit ihr ein Lesezeichen samt dem Bibelspruch.
Um die Zensur zu umgehen, wurde auf Filz gedruckt. Drucker war Hans-Michael Wenzel aus Herrnhut. Weil sich vor allem Jugendliche den schmiedenden Mann ausschnitten, gab’s das 1981er-Lesezeichen mit Rundbild.
Hilfe erhielt Bretschneider von den Grafikern Ingeborg Geißler (Dresden) und Herbert Sander (Berlin). „Ich wollte nie damit berühmt werden. Aber ich verstehe mich mit den anderen deutlich als Urheber.“ Jedoch ohne Patent...
Das meldete 2006 die Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF) aus Bonn an - um vor kommerziellem Missbrauch zu schützen, wie Geschäftsführer Jan Gildemeister betont. Mit Segen von Bretschneider. Der relativiert: „Ich habe den Schutz vor Kommerz gutgeheißen. Ein Ja zum Patentschutz gab ich nicht.“
Besonders bitter sei, dass es nun einen einfachen Drucker aus Osnabrück getroffen habe, der nur die Friedensbewegung unterstütze. Das sagte er vor wenigen Tagen auch Gildemeister. Ergebnis: Der AGDF verzichtet nun auf die Forderung.