Ausländische Bewerber abgelehnt: Neue Vorwürfe gegen Fitnessstudio
Herford - Weil sie den falschen Namen hatten, fielen zahlreiche Bewerber durch das Raster eines neuen Fitnessstudios im Zentrum der ostwestfälischen Stadt Herford. Sie wurden knallhart abgelehnt (TAG24 berichtete).
Über konkrete Gründe wollten die Verantwortlichen aus Gründen des Datenschutzes nicht sprechen. Doch mittlerweile wurden neue Vorwürfe gegen das "Fitness Center Altstadt Galerie" öffentlich.
"Ich wurde heute im Fitnessstudio angesprochen und gebeten, mich bei den Google-Rezensionen als eine Ausländerin auszugeben und Positives über dieses Fitnessstudio zu verfassen", schreibt eine Google-Nutzerin in ihrer Bewertung.
Ihr sei bereits aufgefallen, dass kaum Ausländer dort trainieren. Andere können diesen Eindruck nicht teilen. "Ich kann nicht bestätigen, dass es diskriminierungen gibt. Bin selber gebürtiger Türke und habe schwarze Haare. Es trainieren auch Menschen mit dunkler Hautfarbe dort", schreibt beispielsweise ein anderer.
Sind die Vorwürfe also nur "an den Haaren herbei gezogen", wie es Christian Pullen, Geschäftsführer des Studios, noch vor kurzem behauptete? Was genau die Auswahlkriterien sind, darüber gibt er weiterhin keine Auskünfte.
Wirft man einen Blick in die Vergangenheit von Pullen, wird schnell klar, dass gegen Fitnessstudios, bei denen er war, schon mehrfach Rassismus-Vorwürfe erhoben wurden. Sowohl das Bonner "All for One Fitness" als auch das "Fitness Center Königsgalerie" in Duisburg hatten damit zu kämpfen.
Dort lief es ähnlich: Bewerber mit ausländischen Wurzeln wurden ohne ersichtlichen Grund einfach abgelehnt. "Wir haben das Fitness Center Königsgalerie im Auftrag eines Ratsuchenden in einem Beschwerdebrief zu einer Stellungnahme aufgefordert", sagt Filiz Akgün, Vereinssprecherin vom Anti-Rassismus-Informations-Centrum ARIC-NRW, gegenüber der Neuen Westfälischen.
Mehrere Duisburger hatten sich an den Verein gewandt. Seitens des Studios gab es eine ablehnende Reaktion. Andere Anfragen blieben bislang unbeantwortet.
"das Fitnessstudi fitneuss am Hafen lehnt Ausländer mit der Begündung: Man passe nicht ins Firmenkonzept", schrieb eine Facebook-Userin im November 2014 an Sat.1. Auch von diesem Fitnesscenter in Neuss ist Pullen der Geschäftsführer.
Daneben betreibt er außerdem ein Studio in Dinslaken. Dort gibt es aktuell allerdings noch keinen Rassismus-Skandal. Rückendeckung bekommt der Geschäftsführer zudem aus Meschede.
Im Herbst wird im Henne-Ruhr-Markt ein weiteres Center unter seiner Führung eröffnet. Axel Funke bezeichnet die Vorwürfe als "Quatsch". "Ich habe zusammen mit Christian Pullen bereits zwei Sportstudios erfolgreich betrieben. An den Vorwürfen ist sachlich und auch inhaltlich nichts dran."
Er geht auf die Auswahlkriterien näher ein: Demnach werde aussortiert, wer bei der Bonitätsprüfung durch "einschlägige Schufa-Probleme" auffällt. "Darunter sind natürlich auch Menschen mit Migrationshintergrund." Die abgelehnten Bewerber beteuerten allerdings, liquide zu sein.
Auch wer mit der falschen Kleidung trainiert (z. B. Tanktops), werde nicht geduldet. "Die Kriterien haben aber nichts mit der Hautfarbe oder Herkunft zu tun", versichert Funke.
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