Pendler sauer: Touristen nehmen uns die Plätze auf der Fähre weg!
Hamburg - Die "Große Hafenrundfahrt" gilt für viele Touristen in Hamburg als Pflichtprogramm. Doch sie hat ihren - oft stolzen - Preis. Deswegen nutzen Sparfüchse das HVV-Ticket für die Hadag-Fähren. Das geht vielen Pendlern gegen den Strich.
Der Frust darüber ist groß. Jetzt entlud er sich, als der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) auf Facebook dafür warb, mit den Hadag-Fähren den Hafen zu erkunden.
Der Beitrag rief genervte Pendler auf den Plan. Es werde völlig außer Acht gelassen, dass die Fähren von den Touristen völlig überlastet seien, schreibt ein Nutzer.
Und weiter: "Ich muss jeden Abend in Finkenwerder hoffen, überhaupt noch auf die Fähre zu kommen. Von einem Sitzplatz nach einem harten Arbeitstag ganz zu schweigen, die sind nämlich schon von den Touristen belegt, die an der Endstation einfach sitzen bleiben und wieder zurückfahren."
"Die Fähre ist ein öffentliches Verkehrsmittel, welches ihr als Touridampfer nutzt", kritisiert ein anderer Nutzer. Abokarten-Inhaber müssten wegen Überfüllung lange warten. "Ich finde es eine bodenlose Frechheit, seinen Stammkunden zu schaden."
Bereits in den vergangenen Jahren häuften sich die Beschwerden über zu volle Schiffe.
So stoppte die Wasserschutzpolizei im Jahr 2012 eine völlig überfüllte Fähre. Statt 250 Fahrgästen waren um die 400 auf dem Schiff, berichtete die Mopo. Im Notfall eine Todesfalle.
Im Jahr 2015 mussten mehr als 1000 Mal Fahrgäste an den Anliegern zurückbleiben. Die Hadag handelte und schuf mehr Kapazitäten, das wirkte sich positiv aus, wie das Abendblatt schreibt.
Doch die Fähren werden in Reiseführern, auf Schnäppchenportalen im Internet und auch von der Stadt Hamburg als günstige Alternative zur klassischen Hafenrundfahrt angepriesen.
Vor allem die Linie 62 von den Landungsbrücken nach Finkenwerder und wieder zurück gilt als Tipp, da sie elbabwärts an zahlreichen Sehenswürdigkeiten vorbeiführt.
Viele Touristen bleiben einfach sitzen und fahren im Kreis durch den Hafen. Das blockiert Plätze, deswegen müssen seit wenigen Jahren alle Passagiere an den Landungsbrücken raus.
Der HVV reagiert auf Facebook auf die Kritik und teilt mit, dass die Hadag am Wochenende mehr Abfahrten ermöglicht, von 11 bis 18 Uhr gibt es einen Zehn-Minuten-Takt.
Berufspendler sollen mit einem bei Bedarf erhöhten Takt in der Woche entlastet werden. Außerdem ist auf den neuesten Schiffe Platz für bis zu 400 Fahrgästen.
So weit die Zahlen. HVV und Hadag argumentieren auch mit Emotionen: "Schon mal das Glänzen in den Augen derer gesehen, die sonst keine 'dicken Pötte' vor der Haustür haben?"
Man freue sich darüber, dass die zahlreichen Hamburg-Gäste die Stadt auch vom Wasser aus entdecken wollen. Der Hafen gehöre nun mal dazu.
Abgesehen davon nutzen neben den Berufspendlern und Touristen auch viele Hamburger in ihrer Freizeit die Fähren.
An der Mischnutzung hält der HVV fest: "Es wäre fatal, wollten wir den Freizeitverkehr von anderen Fahrtmotiven trennen, nur einer von beiden Gruppen die Fahrten ermöglichen! Nur miteinander klappt es."
Die genervten Pendler beruhigen diese blumigen Worte nicht. Sie bringen sich aber konstruktiv ein und machen sogar Lösungsvorschläge!
Die Nutzung durch Touristen könne beispielsweise nur zu bestimmten Zeiten wie die Mitnahme von Fahrrädern geregelt werden, schreibt ein Hamburger. Außerdem könnte ein generelles Ausstiegsgebot in Finkenwerder erlassen werden.
Jetzt ist es am HVV und der Hadag die Ideen aufzugreifen und zu handeln, damit Pendler ihren Arbeitsweg ohne Probleme hinter sich bringen und Touristen den Hafen genießen können.
Titelfoto: dpa/Markus Scholz