Sexuelle Belästigung von Kindern: Angst vor kriminellen Zwillingen bleibt
Löhne - Am Mittwoch sind die Sommerferien in Nordrhein-Westfalen zu Ende und die Schule geht wieder los. Doch viele Eltern von Schülern aus Löhne haben Angst um ihre Kinder.
Seit vier Jahren terrorisieren zwei 19-jährige Zwillingsbrüder die ganze Nachbarschaft in Gohfeld. Vor allem betroffen sind die Goethe-Realschule und die Grundschule Melbergen-Wittel (TAG24 berichtete). Wegen den beiden musste vor den Ferien sogar ein privater Security-Dienst eingeschaltet werden.
Die Vorwürfe sind schwerwiegend: "Sie randalieren, sprechen Schüler an, um sie mit nach Hause zu locken, oder um ihnen Messer, Elektroschocker und Drogen zu verkaufen. Leider wurden Sie einem Grundschüler gegenüber sexuell übergriffig", hieß es in einem Schreiben von einem besorgten Elternteil.
Die Mutter des betroffenen Kindes erzählte jetzt im WDR-Interview von dem Übergriff auf ihren Sohn. Einer der Brüder lockte ihn nachmittags beim Spielen mit Freunden auf dem Schulhof auf das Dach des Schulgebäudes. Er versprach ihm Spielzeug und "geheime Computerspiele".
"Ich hab' dann irgendwann einfach so gefragt, ich weiß auch nicht, warum: 'Musstest du dich irgendwie ausziehen?'", erzählt Tanja Meier. Der Schock: Ihr Sohn beantwortete die Frage mit "Ja".
Warum er das tat? Weil der 19-Jährige sich vor dem Kind vorher auch entblößte. Der Sohn von Tanja Meier dachte daraufhin, dass er es ebenfalls tun müsse. Die sexuelle Belästigung wurde angezeigt - genauso wie viele andere Vergehen des kriminellen Brüderpaars.
"Ich denke, es geht mittlerweile auch schon ein Triebtäterverhalten von den beiden aus", ist Katharina Straußberg von der Eltern-Initiative "Pro Kind Melbergen" überzeugt. "Ich möchte meine Kinder schützen und 168 andere Grundschüler auch."
Selbst vor Schwangeren machen die Zwillinge keinen Halt. Eine Betroffene erzählt, dass ihr während der Schwangerschaft sexuelle Gewalt angedroht wurde. Diese Drohungen und die Angst um ihr ungeborenes Kind führten bei Daniela Schulz zum Zusammenbruch.
Die Stadt Löhne will das Schulgelände nach den Ferien wieder bewachen lassen. Das Jugendamt hat aktuell keine Handhabe. "Es gibt Verfahren, die müssen eingehalten werden", erklärt Bürgermeister Bernd Poggemöller.
Es müsse zunächst ermittelt werden, dann zur Anklage und zum Gerichtsverfahren kommen. "Wir als Stadt sind keine Strafverfolgungsbehörde", macht Poggemöller klar.
Die Mitglieder der Eltern-Initiative hoffen, dass wenigstens das mutmaßliche Sexualdelikt zur Verurteilung der Brüder führt. Am Ende bleibt trotzdem die Angst, dass die Kriminellen ihre Kinder weiter belästigen.
Titelfoto: Susanne Barth