Bekommt Chemnitz eine eigene Seilbahn?

Grünen-Stadtrat Bernhard Herrmann (51) weiß: "Kreatives Denken ist wichtig, da darf es keine Schranken geben."
Grünen-Stadtrat Bernhard Herrmann (51) weiß: "Kreatives Denken ist wichtig, da darf es keine Schranken geben."  © Peter Zschage

Chemnitz - Ob Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig (56, SPD) vor Freude in die Luft gegangen ist, ist nicht überliefert. Auf jeden Fall liegt auf ihrem Schreibtisch eine luftige Idee der Grünen-Fraktion: Die Stadträte fordern für Chemnitz eine eigene Seilbahn.

Hinter der Idee stecken die Räte Christin Furtenbacher (33) und Bernhard Herrmann (51). "Die Vorstellung kam mir rund um die Diskussion um eine Straßenbahn für den Kaßberg", so Herrmann.

In seiner Ratsanfrage betont er die umweltfreundliche, barrierearme und witterungsunabhängige Transportmöglichkeit. Im Auge hat Herrmann vor allem zwei Stadtteile: "Beim Sonnenberg und beim Kaßberg gibt es ja einige Höhenmeter zu überwinden. Hier wären Linienführungen denkbar."

Noch dazu es derzeit heftige Diskussionen um die Parksituation auf dem mittleren und hinteren Kaßberg gibt.

Die Diskussion um seine von einem Seil gezogene Bahn über den Sonnenberg brandete bereits 2015 auf. Hier fährt jetzt wenigstens ein Bus über die Zietenstraße.
Die Diskussion um seine von einem Seil gezogene Bahn über den Sonnenberg brandete bereits 2015 auf. Hier fährt jetzt wenigstens ein Bus über die Zietenstraße.

Herrmann: "Das könnte dort einiges entspannten." Auch der Schlossberg bietet Potenzial - für eine Bahn direkt über den Schlossteich hinüber auf den Kaßberg. Für Herrmann keine Spinnerei: "Man muss auch mal kreativ denken, darf sich keine Grenzen setzen. Das Ganze kann sicherlich auch preiswert realisiert werden."

Andere Städte machen es seit Jahrzehnten vor. In Köln fährt eine Seilbahn seit 1957 einen knappen Kilometer über den Rhein, in Koblenz wurde 2011 zur Bundesgartenschau eine zwölf Millionen Euro teure, 890 Meter lange Seilbahn über den Rhein gebaut.

Der Oberbürgermeister von Koblenz, Joachim Göttig (66, SPD), schwärmt: "Der Transport mit der Koblenzer Seilbahn ist unverzichtbar." Jährlich fahren hier mittlerweile mehr als 600 000 Passagiere mit. In Sachsen gibt es weitere städtische Seilbahnen, unter anderem in Dresden zum "Weißen Hirsch" und in Schwarzenberg als eine Art Aufzug zum Alten Schloß. Legendär ist auch die Seilbahn von Zürich - hier wurde bereits 1939 über den See gegondelt. Nach der Landesausstellung 1959 wurde die Bahn in den 60er Jahren abgerissen. Diesen Fehler korrigieren die Schweizer wieder: 2020 soll die neue Seilbahn eingeweiht werden. Und in Südamerika wird das Seilbahn-Netz in Großstädten immer weiter ausgebaut, um die durch den Verkehr völlig verstopften Innenstädte zu entlasten.

Jetzt warten die Chemnitzer Grünen mit Spannung auf eine Antwort aus dem Rathaus. Bearbeiten wird das brisante Papier das Dezernat von Baubürgermeister Michael Stötzer (46, Grüne). Der hat dafür bis Ende März Zeit.