Talkshow-Moderator und Zeit-Chef feiert Geburtstag
Hamburg - Giovanni di Lorenzo feiert am Samstag seinen 60. Geburtstag. Der Journalistist aus Hamburg gilt als einer der wichtigsten Medienmacher im Land.
Er ist seit fast 15 Jahren Chefredakteur der Wochenzeitung "Die Zeit" und moderiert seit 30 Jahren die älteste deutsche Talkshow "3 nach 9".
Der Journalist Giovanni di Lorenzo entlockt seinen Interviewpartnern charmant und gekonnt Persönliches. Von sich selbst gibt er ungern Privates preis. Der Deutsch-Italiener wird am Samstag 60 Jahre alt.
Wie und wo er seinen runden Geburtstag feiern wird, behält er für sich. Nur ein einziges Fernsehinterview hat er zugesagt - und zwar seinem Sender Radio Bremen, der den "3 nach 9"-Talk einmal im Monat ausstrahlt.
Giovanni di Lorenzo wuchs in Rimini und Rom als Sohn eines Italieners und einer Deutschen auf. Noch heute verbinde er den "Duft von gegrilltem Fisch und Rosmarin und Knoblauch, der in der Pfanne anbrutzelt", mit den mehrgängigen Familienessen in Italien, sagte er 2018 Hit-Radio FHH.
Im Alter von elf Jahren verließ er mit seiner Mutter und seinem Bruder das Land und zog nach Hannover.
Sein Vater und seine Mutter arbeiteten als Medienmanager und Psychotherapeutin. In seiner Jugend wollte er eigentlich auch lieber Manager oder Psychoanalytiker werden, wie er dem Journalistenkollegen und Buchautoren Hans-Jürgen Jakobs 2007 in einem Interview sagte.
Den Grundstein für seine berufliche Karriere legte di Lorenzo am Ende aber bei einem Tageszeitungs-Praktikum in Hannover - noch vor dem Abitur. "Da habe ich erkannt: Das ist mein Weg, meine Berufung", sagte er dem Radiosender. Seitdem hat ihn der Journalismus nicht mehr losgelassen.
Er studierte Kommunikationswissenschaft, Neue Geschichte und Politik in München. 1984 wurde er Moderator beim Bayerischen Rundfunk und übernahm 1989 als 30-Jähriger die Talkshow "3 nach 9".
Später wurde er politscher Redakteur bei der "Süddeutschen Zeitung", war zuständig für die "Seite drei", wurde Chefredakteur des "Tagesspiegels" in Berlin und anschließend 2004 Chefredakteur der "Zeit".
Der Ausnahmejournalist di Lorenzo macht sich seit jeher stark für Qualitätsjournalismus. "Journalisten wird es immer geben, und es ist einer der schönsten Jobs, die es überhaupt gibt", sagte er 2018 in einem Interview jungen Journalisten der Mediaschool Bayern.
Abgesänge auf Printmedien sind ihm ein Gräuel. "Das Gerede vom Untergang ist einfach falsch", mahnte er immer wieder auf Veranstaltungen der Medienbranche. Stattdessen müssten Printmedien komplexe Sachverhalte aufarbeiten und dem Leser Wissen vermitteln. Das sei entscheidend für das Überleben von Print.
Das beste praktische Beispiel dafür liefert er mit der "Zeit" gleich selbst - fast 800 Ausgaben sind bislang unter seiner Leitung veröffentlicht worden. All diese Titelseiten zieren seine Bürowände und die Decke.
Die Wochenzeitung hatte im vierten Quartal 2018 eine verkaufte Auflage von 505.640 Exemplaren, davon wird rund ein Fünftel elektronisch gelesen. Fast 350.000 Leser sind Abonnenten.
Großen Erfolg hatte di Lorenzo auch mit der wöchentlichen Kolumne "Auf eine Zigarette mit ..." im "Zeit-Magazin", die fast eineinhalb Jahre erschien.
Dafür traf er sich meist freitags mit Alt-Kanzler Helmut Schmidt - bei Menthol-Zigaretten und geschlossenen Bürofenstern. Er selbst rauchte damals "allenfalls privat ab und zu einen Zigarillo"", sagte er 2008 dem Magazin "Der Spiegel".
Sein Büro habe danach im Prinzip das ganze Wochenende gelüftet werden müssen. Aber er habe es auch als großes Glück empfunden, Schmidt aus dieser Nähe zu erleben. Der Alt-Kanzler war bis zu seinem Tod 2015 "Zeit"-Mitherausgeber.
In die Zeit fällt auch die Trennung di Lorenzos von seiner Lebensgefährtin Sabrina Staubitz. Zehn Jahre war er mit der Fernsehmoderatorin liiert, die beiden haben eine gemeinsame Tochter.
In der Radio-Bremen-Dokumentation "Giovanni di Lorenzo - Meister der Zwischentöne", die am 9. März direkt nach dem "3 nach 9"-Talk im Fernsehprogramm des Norddeutschen Rundfunks und von Radio Bremen gesendet wird, verrät di Lorenzo zumindest über sich, dass er gründlich ist, gern kocht und im Sommer am liebsten in der Toskana Urlaub macht.
Als seine größten Fehler bezeichnet er, Menschen falsch eingeschätzt, falsche politische Bewertungen gemacht und einmal doppelt gewählt zu haben - bei der Europawahl 2014 in Italien und in Deutschland.
Titelfoto: dpa/Bodo Marks