Schreckliche Zeit für Kinder der DDR: Horror-Erinnerungen an Jugendwerkhof Torgau
Torgau - Am 17. November 1989 wurde der letzte Jugendliche aus dem geschlossenen Jugendwerkhof Torgau entlassen. Damit ging ein dunkles Kapitel der DDR-Geschichte zu Ende.
Das Leben in der Anstalt für angeblich schwer erziehbare Jugendliche in der DDR, die diszipliniert werden sollten, zeigt seit 20 Jahren eine Gedenkstätte in der Elbestadt auf.
Sie habe es sich zur Aufgabe gemacht, das Schicksal aller 135.000 Jugendlichen, die die DDR-Spezialheime durchlaufen mussten, vor dem Vergessen zu bewahren, sagte ein Sprecher. Auf einem Festakt soll an diesem Samstag ihre Arbeit gewürdigt werden.
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU), der die Gedenkstätte im vergangenen September besucht hatte, hebt das Wirken des Trägervereins Initiativgruppe Geschlossener Jugendwerkhof Torgau hervor. "Es ist wichtig, dass der Verein die Erinnerung wach hält und wir unterstützen ihn dabei", so der Regierungschef.
Die Gedenkstätte sei ein Ort mit Geschichte, die ihn sehr bewege. "Über 4000 Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren wurden hier zwischen 1964 und 1989 zur 'Umerziehung' eingewiesen und erlebten eine schreckliche Zeit", sagte Kretschmer.
Geschichte einer verlorenen Jugend: Gedenkstätte Torgau wird 20
Am 17. November werde es auch das diesjährige Treffen ehemaliger Heimkinder der DDR geben, sagte Manuela Rummel von der Gedenkstätte. Etwa 100 Frauen und Männer werden dann ihre Erlebnisse und Erfahrungen austauschen. Diese Treffen seien berührend und erinnerten immer wieder an eine verlorene Kindheit und Jugend.
Jugendhöfe waren spezielle Heime in der DDR zur Umerziehung im Sinne der Staatsmacht. Torgau war der einzige geschlossene Jugendwerkhof in der DDR. Im Gegensatz zu sogenannten offenen Jugendwerkhöfen, so im thüringischen Hummelshain, in denen den Insassen zeitweise Ausgang gewährt wurde, durften die Jugendlichen das Heim in Torgau nicht verlassen.
Nach Ansicht der Gedenkstätte fühlen sich auch fast 30 Jahre nach der Friedlichen Revolution viele Betroffene von der Öffentlichkeit nicht verstanden und mit Vorurteilen konfrontiert. Deshalb sollen neue Kommunikationsformen gefunden werden.
Ein Beispiel dafür ist das Festkonzert, das am 17. November Premiere haben wird. Es verbindet klassische Musik mit Dialogen zur zeitgeschichtlichen Aufarbeitung. Unter dem Titel "Abgestempelt - Impressionen einer Spurensuche" wird es von den Ensembles "Panthera" und "Camandra", Zeitzeugen und Jugendlichen aufgeführt.