Dynamo gegen Bayern - die besten Geschichten!
Von Thomas Schmidt und Gert Zimmermann
Dresden - Nach mehr als 20 Jahren spielen am Montag Dynamo Dresden und Bayern München wieder einmal gegeneinander - in aller Freundschaft und zum Wohle der Schwarz-Gelben. Die gemeinsame Geschichte begann bereits 1973 und wurde in der Bundesliga fortgesetzt.
Gerd Müller stand wieder mal richtig
Die Spiele der Spiele. Der erste innerdeutsche Vergleich überhaupt zwischen den beiden Meistern. Die Europa-Pokal-Duelle zwischen Dynamo und den Bayern 1973 gingen in die Geschichte ein.
In Dresden drehten nach der Auslosung alle frei. „Um Himmels Willen! Nach Olympischen Spielen in München und Fußball-WM in der BRD auch noch dieses Prestige-Duell“, dachten Sport-Funktionäre und Stasi.
Bayern-Boss Wilhelm Neudecker hatte die Siegprämie von 6000 auf 12.000 Mark pro Spieler erhöht. Trotzdem ging es ging gut los für die Elf von Walter Fritsch, die vor 50.000 Zuschauen in München 3:2 führte und die Bayern-Stars phasenweise vorführte.
Am Ende gewannen sie doch noch mit 4:3. Auch deshalb, weil Klaus Sammer, der noch zuvor gegen Juventus der Turm in der Schlacht war, auf der Bank schmoren musste.
Im Rückspiel dann das legendäre Duell Uli Hoeneß kontra „Ede“ Geyer mit zwei Toren des späteren FCB-Managers und -Präsidenten zum 2:0. Dann die sagenhafte Aufholjagd der Dresdner zum 3:2. Aber wieder einmal stand Gerd Müller wie schon beim 4:3 in München am richtigen Fleck - 3:3, das Aus für die Schwarz-Gelben.
Erstes Ost-West-Duell nach der Wende!
Auch das gab‘s mal - und zwar wirklich nur ein einziges Mal: Am 27. November 1990 traten die amtierenden Meister aus Ost und West im Deutschland-Cup aufeinander.
Eine Woche nach der Auflösung des DDR-Fußball-Verbandes wurde die Partie quasi als Fusions-Spiel von DFV und DFB deklariert. Dynamo besiegte den FC Bayern im Rudolf-Harbig-Stadion mit 1:0.
Torschütze Torsten Gütschow hat seinen „Goldenen Treffer“ noch genau vor Augen: Ich lief von der Mittellinie auf Keeper Raimond Aumann zu, umspielte ihn und schoss den Ball mit Vollspann und viel Risiko in den leeren Kasten. Thomas Strunz sprintete vergeblich hinterher.“
Der heute 53-jährige Torjäger weiter: „Das war für uns das erste große Spiel und natürlich eine Riesensache, solchen Stars wie Stefan Effenberg gegenüber zu stehen.“
Drei Jahre später ging‘s an gleicher Stelle um mehr: Die Schwarz-Gelben warfen im Achtelfinale die Münchner aus dem DFB-Pokal. Marek Penksa und Olaf Marschall sorgten für das 2:0. Gütschow: „Eines der schönsten Erlebnisse in dieser Zeit.“
Sensation im Olympiastadion - dann gab‘s auf die Mütze
Einmal bei den großen Bayern gewinnen - das ist der Traum eines jeden Fußballers. Heiko Scholz schwärmt heute noch vom 15. Februar 1992.
An diesem Tag gewannen die Schwarz-Gelben ihr Bundesliga-Spiel 2:1 im Olympiastadion: „Immerhin habe ich da ein Tor gemacht und noch die Vorlage für meinen Freund Dirk Zander zum zweiten Treffer gegeben.“
Vermutlich war es auch dieser Auftritt, der Leverkusens umtriebigen Manager Reiner Calmund auf die Spur von „Scholle“ brachte. Denn der spielte ab der nächsten Saison beim Werksklub.
„Ohne diese Wechsel wäre ich nie zum Nationalspieler geworden“, resümiert der heutige Trainer von Lok Leipzig.
Der junge Scholz, der aus Hagenwerder bei Görlitz kommt, hatte sich zuvor vergeblich in Dresden vorgestellt - und war gnadenlos durchs Raster gefallen.
„Viel zu klein“, winkten die Experten ab. Aber Kämpfer Scholz nahm den zweiten Anlauf über Leipzig und die Dresdner mussten reichlich für den Lockenkopf bezahlen.
Lehrgeld zahlten sie auch in den anderen sieben Bundesliga-Duellen gegen die Bayern zwischen 1991 und 1994.
Besagtes 2:1 sollte der einzige Sieg bleiben. Zuvor gab’s den verlorenen 0:2-Heim-Auftakt in der Premieren-Saison. Zu Hause folgten immerhin noch zwei Unentschieden (0:0 und 1:1).
Auswärts gab’s Prügel, darunter das 0:5 im August 1993, was die höchste Bundesliga-Niederlage bedeutete.
Echte Duelle sind das Ziel
Kommentar von Thomas Schmidt
Auch wenn es am Montag sportlich um nichts geht - ein Spiel gegen Bayern München ist für Aktive und Zuschauer immer etwas Besonderes.
In diesem Fall vor allem für den Dynamo-Schatzmeister: Die Benefiz-Partie soll einen siebenstelligen Betrag in die Vereins-Kasse spülen und laut FCB-Sportdirektor Matthias Sammer, der maßgeblich zu ihrem Zustande-Kommen beigetragen hat, die „Schulden-Uhr auf null stellen.“
Die Dresdner Profis beteuern, dass sie ihr Augenmerk auf die Punktspiele legen und das morgige Match als willkommenen Bonus mitnehmen.
Denn der Zweitliga-Aufstieg ist die Voraussetzung dafür, dass es irgendwann mal bei Aufeinandertreffen zwischen Dynamo und dem FC Bayern sportlich tatsächlich wieder um etwas geht.
Fotos: imago, Matthias Hiekel, Dehli-News