Investor Simmel übernimmt den "verfluchten" Berggasthof
Eibenstock - Wird nun der Fluch des Auersbergs besiegt? Seit der Wende schaffte es kein noch so hoffnungsvoller Gastronom, den Berggasthof auf Sachsens zweithöchsten Berg (1019 Meter) länger als drei Jahre zu bewirtschaften - alle mussten entnervt das Handtuch werfen.
Jetzt trennt sich die Stadt Eibenstock von dem Wirte verschlingenden Monster. Der Bürgermeister glaubt dennoch an eine Zukunft.
Vom Aussichtsturm genießt man ein fantastisches Panorama über Vogtland, Erzgebirge, Böhmen und die Talsperren. Bei schönem Wetter geben sich hier Wanderer und Skiläufer die Klinke in die Hand. Trotzdem scheiterte bisher jeder Wirt.
So gab 2011 ein Hesse auf, der in einer Saison 216 (!) Schlechtwettertage zu beklagen hatte und die miese Wärmedämmung bemängelte. Seinen Nachfolgern prophezeite er: "Sie werden zeitlebens ruiniert sein."
Der Nächste engagierte gar einen Sterne-Koch. Auch er scheiterte 2013 an Wochen, in denen sich kein Gast hierher verirrte. Im vergangenen Jahr wurde der letzte Pächter gar mit Räumungsklage entsorgt.
Der Bürgermeister muss sich vorkommen wie der Märchenkönig, dem tapfere Prinzen den Sieg über den furchtbaren Drachen versprechen - und dann am Boden zerstört den Schlüssel zurückgeben. Jetzt brach die Stadt Eibenstock ein langjähriges Tabu: Der Berggasthof wurde zum Verkauf ausgeschrieben.
Den Zuschlag erhielt kein Unbekannter. Einzelhandel-Unternehmer Peter Simmel, der in Sachsen 15 Lebensmittelmärkte führt, legte das überzeugendste Konzept vor.
Simmel mutig: "Obwohl mir alle hiesigen Gastronomen abgeraten haben, ließ ich mir das Haus zeigen und machte Pläne, wie man es nutzen kann."
Er will die Baude als Schulungszentrum für seine Mitarbeiter umbauen und in die Wärmedämmung investieren. Und Dienstag bis Sonntag gibt es eine öffentliche Gaststätte.
Bürgermeister Uwe Staab ist überzeugt, dass er nicht wieder jemanden in die Pleite schickt: "Herr Simmel hat in den zwölf Jahren, seit er sich in der Region engagiert, noch nie sein Wort gebrochen."
Zu Himmelfahrt soll es die erste Veranstaltung mit Freiluft-Gastronomie geben. Und dieses Mal sieht es tatsächlich so aus, als ob die Übernahme kein Himmelfahrtskommando wird.