Experiment in Dresden: Erste Schule ohne Klassenzimmer und Lehrer

Dresden - Verabschieden Sie sich von allem, was Sie über Schulunterricht wissen - an der neuen Universitätsschule in Dresden-Plauen mit 207 Kindern (6-11 Jahre) läuft alles anders! Es gibt keine traditionellen Klassen, Lehrer, Unterricht. Zensuren spielen im Alltag keine Rolle. Es soll die Schule der Zukunft werden.

Schulleiterin Maxi Heß (36, l.) und Schulkonzept-Erfinderin Prof. Anke Langner (40) von der TU-Dresden.
Schulleiterin Maxi Heß (36, l.) und Schulkonzept-Erfinderin Prof. Anke Langner (40) von der TU-Dresden.  © Steffen Füssel

Anstatt "Klassen" gibt es für die 130 Grund- und 77 Oberschüler zehn jahrgangsübergreifende "Stammgruppen". Diese Gruppen (maximal 15 Schüler) treffen sich zu den Mahlzeiten. Frühstück und Mittagessen sind Pflicht, um Ausgrenzung und hungernde Kinder zu vermeiden.

Anstatt Unterricht gibt es "Projekte", über die Wissen angeeignet wird. In diesen Projekten lernen und spielen je fünf bis sechs Kinder miteinander - betreut von einem Lernbegleiter (früher "Lehrer").

Es gibt also auch keinen Mathe-Unterricht. Stattdessen lernen die Kinder etwa über ein Projekt "Floß bauen" das Rechnen, zählen dabei Holzbohlen oder Stricke ab. Oder beim Fußballspielen auf dem schuleigenen Bolzplatz, indem sie Tore oder Schüsse zählen.

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"Jedes Kind soll individuell nach seinen Kompetenzen und Potenzialen im Lernprozess in den Stammgruppen und Projekten begleitet werden", erklärt Schulleiterin Maxi Heß (36).

"Lernen funktioniert am besten, wenn es einen Lebensweltbezug gibt, über Erlebnisse und Emotionen."

Statt Klassenzimmern gibt es Gruppenräume mit Couch-Ecke und Bastelbereich

Ein "Gruppenraum", in dem Schüler vier unterschiedlichen "Projekten" nachgehen, betreut von einer "Lernbegleiterin".
Ein "Gruppenraum", in dem Schüler vier unterschiedlichen "Projekten" nachgehen, betreut von einer "Lernbegleiterin".  © Steffen Füssel

Anstatt "08/15"-Klassenzimmern gibt es individuell gestaltete Gruppenräume, etwa mit Couch-Ecke und Bastelbereich.

Statt Kreidetafeln hängen an den Wänden Whiteboards mit Stiften und Beamer. Es gibt mehr Sitzkissen als Stühle.

Alle Schüler arbeiten mit Tablets (anfangs auch mit Papier). Noten gibt's nur auf den Zeugnissen, im Alltag fließen Tests (ohne Noten) in ein "digitales Kompetenzraster" ein, welches sich an Lehrplänen orientiert.

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Politiker und Gelehrte legen große Hoffnung in das einzigartige Projekt: "Ziel ist nichts Geringeres als die Schule der Zukunft zu leben und zu erforschen", so OB Dirk Hilbert (47, FDP). TU-Rektor Hans Müller-Steinhagen (65) sprach von einer "Schule, die Lernen in neuen Dimensionen denkt."

TU-Professorin Anke Langner (40) erarbeitete das Schulkonzept, wird die Entwicklung als "Lernbegleiterin der Lernbegleiter" weiter ausbauen. 2024 sollen 750 Schüler zur Unischule gehen.

Die Universitätsschule in Plauen in der Außenansicht.
Die Universitätsschule in Plauen in der Außenansicht.  © Steffen Füssel
An der Universitätsschule sollen sich Schüler frei entfalten können.
An der Universitätsschule sollen sich Schüler frei entfalten können.  © dpa/Sebastian Kahnert
Ein Kind der Schule bei der Projektarbeit.
Ein Kind der Schule bei der Projektarbeit.  © Steffen Füssel

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