Denkmal-Frevel vor Gericht! Dresdner ließ diese Villa einfach illegal wegbaggern
Dresden - Selbstsicherer Auftritt eines Denkmalzerstörers: Kläger Dieter K. (77) ließ 2014 seine denkmalgeschützte Villa in Blasewitz illegal wegbaggern.
Vor dem Verwaltungsgericht behauptete sein Anwalt am Dienstag Sicherungsmaßnahmen seien gescheitert, der Baggerfahrer habe das Haus „versehentlich“ beschädigt.
Ob der Besitzer zum Wiederaufbau verdonnert wird, wie es die Stadt fordert, ist noch nicht entschieden. Es wäre die höchste Strafe im Denkmalschutzgesetz.
Vor der 7. Kammer des Verwaltungsgerichts leitete Gerichtspräsidentin Claudia Kucklick gestern die mündliche Verhandlung. Als bewussten Abriss bezeichnete Alexandra Zschörnig-Kempe, Anwältin im Auftrag der Stadt, die Zerstörung. Ein Mitarbeiter des Denkmalamtes schilderte, wie der Baggerfahrer am 16. Mai 2014 frontal das Haus an der Tolkewitzer Straße 57 abgerissen hätte.
Frau Zschörnig-Kempes Fazit: „Dieser Fall ist einzigartig und strahlt über Sachsen hinaus.“
Trotz einiger vorheriger Brandstiftungen habe das Haus noch unter Denkmalschutz gestanden, sei die Statik in Ordnung gewesen.
Rechtsanwalt Christoph Schmidt argumentierte für den Kläger, dass das Ermittlungsverfahren wegen der Brände gegen seinen Mandanten eingestellt worden sei und die Brände das Gebäude weitgehend zerstört hätten. Der Wiederaufbau sei unverhältnismäßig, die Kosten könnten laut einer Prognose 0,75 Millionen Euro kosten.
Das juristische Problem für das Verwaltungsgericht: „Wird das Gebäude wiedererrichtet, handelt es sich nicht um ein Denkmal“, so Claudia Kucklick, die von einem künftigen Disneyland-Objekt sprach.
Das Verwaltungsgericht muss in den nächsten zwei Wochen ein Urteil fällen.
Die Geschichte der Tolkewitzer Villa
Die Villa an der Tolkewitzer Straße 57 war relativ jung, wurde Anfang des 20. Jahrhunderts gebaut.
Für diese Bauzeit galt sie als seltenes Architekturbauwerk des Neobarock und des Art Déco.
Nach diversen Besitzerwechseln war sie seit 1998 wieder im Besitz des heutigen Klägers. Seit 2012 folgte eine Brandserie, für die kein Täter überführt werden konnte.
2014 erfolgte der illegale Abriss unter den Augen der Mitarbeiter des Denkmalamtes.
Ein sofortiger Abrissstopp wurde nicht beachtet, der Baggerfahrer rückte kurze Zeit später wieder an.
Die Stadt ordnete den Wiederaufbau an, der Besitzer wiederum legte hiergegen Widerspruch ein.