Ganz besonders! Diese Räuchermänneln könnte man sogar essen

In feiner Handarbeit wird der geknetete Teig verarbeitet.
In feiner Handarbeit wird der geknetete Teig verarbeitet.

Dresden - Holz-Engel, Holz-Räuchermännchen und Holz-Schwibbögen - erzgebirgische Volkskunst, wie sie die Sachsen lieben. Doch das "Ur-Räuchermännchen" wurde ursprünglich aus einem ganz anderen Werkstoff hergestellt - nämlich aus Teig!

Noch heute gelten die Teigfiguren als ganz besondere Schätze. "Die Technik des Teigens beherrschen nur etwa 10 Künstler in Sachsen - die meisten Figuren werden nur in kleiner Stückzahl hergestellt", sagt Mario Somplatzki (49). Und er muss es wissen: In seinem Geschäft "Tradition & Form" in der Dresdner Altstadt verkauft er einige der kostbaren Stücke.

"Den Teig gibt es in vielen Variationen. Jeder Künstler hat - wie ein Bäcker - sein ganz eigenes Rezept", so Somplatzki. Die Grundmischung besteht aus Weizen- oder Roggenmehl, Knochenleim, Sägespäne und Kalk - theoretisch könnte man den Teig sogar essen.

Bei Mario Somplatzki (49) im "Tradition & Form" gibt es erzgebirgische Figuren aus Teig.
Bei Mario Somplatzki (49) im "Tradition & Form" gibt es erzgebirgische Figuren aus Teig.  © Thomas Türpe

Die Masse wird mit Wasser angemischt, erwärmt und kann anschließend wie Knetmasse verwendet werden.

"Der einzigen Feinde der robusten Teigfiguren sind Feuchtigkeit und - Ratten! Der schmeckt den Nagern nämlich besonders gut", so der Laden-Inhaber.

Die Teigfiguren erwärmen vor allem Sammlerherzen: "Für ganz besonders rare Stücke zahlen Sammler mehrere tausend Euro." Und wer hätte das gedacht: "Das Räuchermännchen kommt eigentlich ursprünglich aus Thüringen", weiß Somplatzki. "Nachweislich hat es im Erzgebirge erst um 1860 das erste Mal geräuchert."

Das älteste Stück steht bei Mario Somplatzki ganz versteckt in einer Vitrine im hinteren Bereich des Ladens: Ein Teig-Räuchermännchen von 1925 aus der Traditions-Werkstatt Füchtner im Erzgebirge. Stolze 590 Euro kostet das kostbare Männel.