Polizei öffnet die Akte Anneli (†17): "Wir hatten keine Chance"
Dresden - Der brutale Mord an der Unternehmertochter Anneli (17) aus Klipphausen im August 2015 sorgte bundesweit für Entsetzen und große Anteilnahme. Detailliert rekonstruiert "Die Spur der Täter" (MDR, Mittwoch 21.15 Uhr) nun den Fall. Erstmals berichtet Polizeipräsident Horst Kretzschmar (58) von den Ermittlungen. Auch Annelis Vater, Uwe Riße (59), äußert sich.
"Warum ist das geschehen, was habe ich dazu beigetragen?", fragt sich der Bauunternehmer. Für ihn steht fest: "Wenn wir unseren wirtschaftlichen Erfolg nicht gehabt hätten, würde es unser Kind noch geben."
Die große Traurigkeit dieses Mannes berührt zutiefst. Er hatte die geforderten 1,2 Millionen Euro Lösegeld schon bereitgehalten, mit seiner Familie ganz fest an die Rückkehr seiner Tochter geglaubt. Und doch musste er nach fünf Tagen erfahren, dass alles vergeblich war: Anneli war nur zehn Kilometer weiter auf einem Hof in Lampersdorf stranguliert und erdrosselt aufgefunden worden.
Während die Rißes noch hofften, arbeiteten die Beamten der Polizeidirektion Dresden und des LKA fieberhaft. Nur Minuten nach dem ersten Erpresser-Anruf hatte Annelis Mutter die Polizei eingeschaltet.
Eine Ermittlergruppe wurde gebildet, am Ende waren 1200 Fahnder im Einsatz. Aber heute muss Polizeipräsident Kretzschmar einräumen: "Alle Umstände waren so, dass wir keine Chance hatten."
Annelis Mörder Marcus B. (damals 39) hatte bei der Entführung vergessen, eine Maske aufzusetzen. Die Kriminalisten sind sich einig: Anneli hätte ihn später mit Sicherheit identifizieren können - ihr Todesurteil. "Die längste Zeit war uns nicht bekannt, dass Anneli schon am zweiten Tag nach der Entführung nicht mehr am Leben war", so Kretzschmar.
Das Urteil - Marcus B. bekam lebenslänglich, sein Komplize Norbert K. (damals 61) achteinhalb Jahre - empfanden die Rißes als zu wenig, Vater Uwe will die Täter auf Schadensersatz verklagen, kündigte er an.
Ein berührend hilflos anmutender Versuch, die Mörder nicht aus ihrer Verantwortung zu entlassen. Der "Schaden", Annelis Tod, wird mit Geld niemals zu begleichen sein.