Dresdens vergessene Schmalspurbahn soll wieder fahren
Dresden – Bis Dezember 1977 fuhr die Lockwitztalbahn von Niedersedlitz bis Kreischa-Endpunkt. Viele Dresdner verbinden herzliche Erinnerungen mit der alten Schmalspurbahn.
Jetzt gibt es erste Pläne, die Wagen wieder fahren zu lassen.
"Ich bin oft im Lockwitztal unterwegs und bin überwältigt von der Reaktion der Leute, wenn ich sie auf die Bahn anspreche", begründet FDP-Stadtrat Jens Genschmar (49) sein Interesse.
"Auch die Wiedereröffnung des Fernsehturms war lange eine Utopie", so Genschmar weiter, der einen Prüfauftrag zur Wiederinbetriebnahme der Bahn als Ausflugs-Schmalspurbahn in den Rat einbringen möchte.
Tatsächlich war die Schmalspurbahn viele Jahre die Lebensader des gesamten Lockwitztales. Auf Pferdefuhrwerken nach Lockwitz angelieferte Post wurde im Postwagen bis nach Kreischa gefahren und dort verteilt.
Die Wagen fuhren Zucker und Kakao zur Schokoladenfabrik Rüger, brachten Saft und Schaumwein aus der Kelterei Donath nach Niedersedlitz. Im Eröffnungsjahr 1906 fuhren 372. 000 Fahrgäste mit - zum Ticketpreis von 35 Pfennigen für 9,2 Kilometer. Der Kurbetrieb in Kreischa profitierte.
In den Sechzigerjahren sanken dann die Passagierzahlen, viele Buslinien waren schneller in Dresden. Die Schmalspurbahn im Lockwitzgrund störte zudem den ständig wachsenden Autoverkehr. Einige der Bahnen kamen ins Kirnitzschtal, fahren dort noch immer. Der alte Postwagen steht im Straßenbahnmuseum
Doch noch immer liegen vereinzelt die alten Gleise. Und noch immer erinnern sich viele Dresdner an die Bahn, so wie Joachim Richter (68) vom Dresdner Straßenbahnmuseum: "Die Reise war langsamer, beschaulicher. Oft ging es für uns zum Café Lehmann in Kreischa. Die Fahrt dahin war fast schon das Ziel."