Was macht diese neue Kirche in Dresden? Ich war beim Gottesdienst im Hafen-Schuppen dabei
Dresden – Jeden Sonntag früh sieht man in Dresden immer mehr junge Leute in Dresdner Clubs verschwinden. Sie machen dort keine Party, sondern feiern einen Gottesdienst, der von der Freikirche ICF veranstaltet wird.
Doch was steckt eigentlich hinter dieser neuen Kirche? Ist das eine Sekte? Was geht dort vor sich? Was wollen sie? TAG24 hat mal vorbeigeschaut.
Mal feiern sie im Puschkin, mal im Konk-Club, diesmal in einer Halle direkt am Puro Beach. Ich mache mich auf den Weg zum Neustädter Hafen. Als ich ausgeschlafen gegen 11 Uhr am Schuppen A direkt an der Elbe ankomme, werde ich schon von zwei lächelnden Mädels begrüßt. „Schön, dass du da bist“, bekomme ich zu hören, auf ihren T-Shirts steht „Willkommen Zuhause“.
Drinnen angekommen, werde ich von weiteren jungen Menschen begrüßt. Das Gastgeber-Team hat es sich zur Aufgabe gemacht, dass sich Besucher sofort wohlfühlen. Der anschließende Blick auf das mit Häppchen und Kuchen gut gefüllten Buffet im Vorraum, was für alle kostenlos ist, trägt definitiv dazu bei.
Bevor ich in den großen Saal gehe, wo der Gottesdienst stattfinden soll, komme ich mit Jeschi ins Gespräch. Sie ist die Frau von Location-Pastor David Holey (30). "Wir wollen hier in Ost-Deutschland etwas verändern", verrät sie mir. Sie wollen zeigen, dass Sonntags in die Kirche gehen nicht verstaubt sein muss.
Die junge Freikirche, dessen Abkürzung für "International Christian Fellowship" steht, startete 2015 als StartUp in Dresden.
Seitdem ist viel passiert, die Gemeinde ist gewachsen. Das merkt man deutlich, als der Gottesdienst beginnt.
Obwohl man über hundert Stühle aufgestellt hat, müssen einige Besucher auf dem Boden sitzen. "Im Oktober 2016 waren wir in etwa 30-40 Leute. Innerhalb von 1,5 Jahren sind wir auf ca. 160 Besucher gewachsen", erklärt David Holey. "Durch dieses enorme Wachstum, sind wir mit unser bisherigen Location platztechnisch herausgefordert und sind auf der Suche, nach einer größeren Location."
Was Pastor Holey allerdings wichtig ist: "Wir wollen Kirche gemeinsam neu erleben und verzichten bewusst auf Mitgliedschaft. Jeder kann zum Gottesdienst kommen."
Bei meinem Besuch predigt übrigens ein anderer. Und wer bei Kirche an einen Pfarrer mit schwarz-weißem Talar denkt, der irgendwo weit weg oben auf der Kanzel steht, dürfte überrascht sein.
Rene Wagner (30), der Pastor vom ICF-Standort in Leipzig ist, trägt T-Shirt und kurze Hose. Stolz präsentiert er seine tätowierten Arme und die schwarzen Tunnel im Ohr. Er könnte auch der Typ aus der Bar vom letzten Wochenende sein.
Auch wenn er einige Male von persönlichen Erlebnissen erzählt, geht es an diesem Sonntag aber nicht um die letzte Party. Der 30-Jährige predigt von Gott und was dieser mit uns Menschen vorhat.
Wenn man schon einmal einen Gottesdienst in einer Kirche auf den harten Holzbänken miterlebt hat, weiß man, dass so eine Predigt echt öde sein kann. Aber Rene schafft es irgendwie, die Stellen in der Bibel ganz simpel zu erklären und auf das heutige Leben zu übertragen. Man fühlt sich angesprochen.
Wer Lust hat, Kirche mal neu zu erleben, kann sich am kommenden Sonntag ein Bild machen. Beim Grand Opening kann man zwischen zwei Gottesdiensten - 10 Uhr (Kids Programm) oder 12.30 Uhr - wählen, anschließend wird gegrillt. Alle Infos auf der Website: www.icf-dresden.de oder bei der Veranstaltungsseite auf Facebook.
Was ist das ICF eigentlich?
Das ICF ist eine Freikirche und gehört zur evangelischen Allianz in Dresden.
Ursprünglich in der Schweiz gegründet gibt es mittlerweile 60 Kirchen weltweit.
Die Freikirche richtet sich nach sechs Grundwerten:
- Am Puls der Zeit
- Vom Leben begeistert
- Willkommen Zuhause
- Potential entfalten
- Das Beste geben
- Nichts ist unmöglich