Neues zum Juwelen-Raub im Grünen Gewölbe: Es waren vier Täter!
Dresden - Wer hinter dem spektakulären Einbruch ins Grüne Gewölbe steckt, konnte die Polizei noch nicht aufklären, allerdings steht fest, dass mindestens vier Personen daran beteiligt waren.
"Es waren zwei Täter im Gebäude selbst, zwei weitere hielten sich außerhalb auf", sagt Olaf Richter (51), Leiter der 20-köpfigen Soko "Epaulette". Das Quartett floh nach dem Einbruch mit dem Audi bis zu der Tiefgarage in der Kötzschenbroder Straße, wo er in Brand gesetzt wurde. Auch diesen Ort bewertet der Ermittler als vorab geplant:
"Ein Fahrzeugbrand auf offener Straße wird schnell bemerkt und gelöscht", so Richter. "Das Ziel war hier aber offenbar sämtliche Spuren zu zerstören."
Bei dem Audi A6 handelte es sich um einen weißen Kombi, der bereits 2017 in Sachsen-Anhalt abgemeldet wurde, der vorherige Besitzer gilt als unverdächtig. Das Kennzeichen konnte die Polizei noch nicht auswerten.
"Es werden derzeit Kameras auf dem möglichen Fluchtweg ausgewertet", sagt der Soko Chef, der auch das Dezernat 2 für Einbruch leitet.
Außerdem hielten Beamte am frühen Dienstag- und Montagmorgen Passanten an der Strecke an, befragte diese, ob sie etwas von der Flucht bemerkt haben. Bislang meldeten sich 205 Bürger bei der Polizei. "Diese Hinwiese arbeiten wir jetzt systematisch ab", sagt der Kriminalrat. "Bislang fehlt uns aber die heiße Spur." Aber nicht nur Bürger, sondern auch Ermittler meldeten sich. So zum Beispiel das Berliner Landeskriminalamt. Die Dresdner Ermittler tauschen sich mit diesen über den Münzraub im Bodemuseum aus. "Vielleicht kommen wir so auf Ermittlungsansätze, die wir bislang noch nicht im Sinn hatten", so der Soko-Chef.
Bislang wird in alle Richtungen ermittelt: Möglich sind dabei reisende Täter, organisierte Kriminalität oder Klans. Fest steht bisher nur eins: "Die Tat war sehr gut vorbereitet und professionell durchgeführt", sagt Richter.
- Und das Minuten-Protokoll
Ganoven haben wichtige Stücke liegenlassen
Die geplünderte Vitrine im Juwelenzimmer gleicht einem "Kampffeld", sie ist in einem "fürchterlich desolaten Zustand", so der Direktor des Grünen Gewölbes. Die gute Nachricht: Es sind weniger Schmuckstücke verschwunden als befürchtet. Doch eine abschließende Übersicht über die erbeuteten Juwelen soll es erst heute Mittag geben.
Viele Stücke, etwa ein Hofdegen und zwei wertvolle Perlenketten, sind doch noch da, so Dirk Syndram (64), Direktor des Grünen Gewölbes nach einer ersten Besichtigung des Tatortes. Ebenso noch da ist ein Ordensstern - er wurde auf dem Fußboden gefunden, allerdings verbeult. Syndram: "Erleichtert sehen Sie mich nicht, ich bin nicht ganz so frustriert wie Montag. Die Vitrinen sind nicht leer."
Marion Ackermann (54), Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen, erklärte sogar, es sei gut gewesen, dass es so dunkel war. "Denn so ist eine ganze Menge faktisch übersehen worden." Die Sicherheitsleute hatten beim Alarm entschieden, das Licht ausgeschaltet zu lassen. Damit aber sind die Videoaufnahmen der Täter fast unkenntlich. Die Exponate waren einzeln mit dem Untergrund vernäht. Heute Mittag soll klar sein, wie viele der knapp 100 Objekte in der Vitrine tatsächlich geklaut wurden.
Von den Dieben in wenigen Minuten aus den Vitrinen gerafft wurden prominente Kunstwerke der Diamant-Rauten- und Brillantgarnitur sowie Brillantschmuck der Königinnen, etwa die große Brustschleife und das große Collier. Immerhin: Keinen Zugriff hatten die Diebe auf den "Grünen Diamanten". Er glitzert sicher als Leihgabe noch bis zum 1. März 2020 im Metropolitan Museum of Art in New York.
Titelfoto: Norbert Neumann