Gondel ahoi! Als Dresden das Venedig Sachsens war
Dresden - Seit 1802 wird Dresden auch als „Elbflorenz“ bezeichnet. August der Starke (1670-1733) hatte zuvor ein ganz anderes Vorbild für seine Residenzstadt: Venedig.
Für ihn war die Elbe der "Canal Grande" von Sachsen. Er ließ nach venezianischem Vorbild Häfen anlegen und Gondeln bauen, hatte sogar italienische Gondoliere in seinen Diensten. Die Spuren der Gondelzeit sind heute noch zu entdecken.
Sachsens "Canal Grande“ erstreckte sich einst von Schloss Übigau im Westen bis Schloss Pillnitz im Osten. Nicht nur in Übigau gab es einen Gondelhafen, dessen Freitreppe zur einstigen Anlegestelle bis heute erhalten ist.
Eine weitere Station war das Japanische Palais. 1719 ließ August dort zur Hochzeit seines Sohnes eine ganze Flotte auffahren.
Station waren auch die Elbwiesen am heutigen Königsufer. Ebenfalls 1719 stieg dort etwa das „Dianafest“ mit einer phanstastischen, mit vier Wasserpferden geschmückten Prunkgondel.
Eine weitere Gondelstelle lag neben der Brühlschen Terrasse am heutigen Hasenberg. Dort wurde der zur Elbe fließende Kaitzbach angestaut, eine Schleuse verband den Hafen mit dem Fluss.
1852 wurde dieser Gondelhafen zugeschüttet und begrünt. Der kleine Park beim Bärenzwinger ist für ältere Dresdner noch heute der "Gondelhafen".
Gleich daneben, nahe der heutigen Carolabrücke, stand das „Venezianische Haus“. Freiherr Eugen von Gutschmid hatte das Gebäude 1845 nach dem Vorbild des „Ca’d’Oro“-Palastes in Venedig errichten lassen. Es wurde in der Bombennacht 1945 zerstört.
Den Abschluss des sächsischen "Canal Grande" bildete der Gondelhafen von Schloss Pillnitz. 1724 ließ August die noch heute so elegante, geschwungene Freitreppe zur Elbe anlegen.
Für Augusts Söhne waren hier die Gondeln "Malgerota"“ und die "Palotina" stationiert. Sie waren mit zwei italienischen und vier einheimischen Gondoliere besetzt.
Nach dem Ausbau zur Sommerresidenz wurde in der warmen Jahreszeit eine Pendelboot-Verbindung zwischen Pillnitz und Dresden eingerichtet und drei repräsentative Schaluppen angeschafft.
Ab 1842 wurde ein ganzjähriger Pendelverkehr mit Treckschuten eingerichtet, fahrplanmäßig täglich vier Touren elbauf- und elbabwärts. Der höfische Gondelverkehr endete erst mit dem Sturz der Monarchie 1918.
Von den zu Augusts Zeiten 59 Gondeln, Schaluppen und sonstigen Booten der königlichen Flotte hat nur ein Schiff überdauert: Die "Rote Schaluppe" von 1790. Sie seht heute im Pillnitzer Park.
Übrigens: Das Wissen um Dresdens Gondelgeschichte pflegt der Verein "Sächsische Prunkgondeln e.V.", dem dieser Serienteil viele Details zu verdanken hat. Infos: www.prunkgondeln.de
Titelfoto: Foto: Jörg Barthel, Repro: Steffen Füssel, Rechte: