Der Fluchhafen! Airport Dresden landet immer mehr im Abseits
Dresden - Ist es Pech oder ein hausgemachtes Problem? Immer wenn eine Airline in Konkurs geht - so wie diese Woche Germania - oder unrentable Strecken dicht macht, muss der Flughafen Dresden International zittern. Der Dresdner Airport - ein Fluchhafen?
Der Flughafen macht sich oft zu stark abhängig von nur einer Airline. So lag der touristische Anteil von Germania-Flügen "bei über 50 Prozent", gibt Flughafen-Sprecher Uwe Schuhart (43) zu. Am Flughafen Rostock-Laage (Germania-Anteil: 47 Prozent) droht infolge der Pleite jetzt sogar Kurzarbeit für 200 Beschäftige.
Zudem scheitern Airlines immer wieder mit Strecken ab Dresden. Der Flughafen hat ein "MFS-Problem".
• M wie Maschinengröße:
Der Bedarf an Flügen wurde überschätzt. Von den bis zu 70 Sitzplätzen in den Maschinen von Air Dolomiti nach Mailand waren zum Beispiel oft nur sechs bis zwölf besetzt. 2010 wurde die Linienverbindung deshalb nach nur fünf Monaten wieder eingestellt.
• F wie Flugfrequenz:
Viele Ziele wurden nicht häufig genug oder zu ungünstigen Tageszeiten geflogen. Eine Airline verdient mit teuren Sitzen in der Business Class Geld.
Doch wenn Geschäftsreisende nicht morgens zu einem Kunden hin- und abends wieder zurückfliegen können, buchen sie woanders.
• S wie Schnäppchentickets:
Für 19,99 Euro nach Mallorca - das gibt's. Doch war die Marge für solche Billigtickets in einem Flugzeug ausgeschöpft, buchte kaum jemand die teureren Plätze. Deshalb gab zum Beispiel Lufthansa die Flüge nach London auf.
Das Flugrechte-Portal Flightright ermittelt, an welchen deutschen Airports prozentual die meisten Flüge ausfallen. 2018 landete Dresden auf dem zweiten Platz. Hier hoben fast 3,5 Prozent der Flüge nicht ab.
Zudem ist der Flughafen überdimensioniert. Er wurde für 3,5 Millionen Passagiere ausgelegt.
Im vergangenen Jahr starteten und landeten hier aber weniger als 1,77 Millionen Passagiere.
Auch im besten Geschäftsjahr 2011 waren es "nur" 1,92 Millionen.
Germania-Pleite hinterlässt Lücke
Nach der Germania-Pleite muss der Flughafen mal wieder eine Lücke stopfen. Dabei füllte Germania gerade erst die Leere, die sich 2017 nach der Pleite von Air Berlin auftat.
Über Nacht war Dresden jetzt von 23 Zielen abgekoppelt. Im Sommer will Sundair aus Stralsund einen Airbus A 320 in Dresden stationieren, wöchentlich 26 Flüge nach Antalya, Kos, Korfu und Rhodos anbieten.
Damit würden "etwa die Hälfte der durch den Germania-Abgang verloren gegangenen Strecken aufgefangen", sagte Götz Ahmelmann (47), Chef der Mitteldeutschen Flughafen AG gegenüber airlines.de.
Bald noch mehr? "Wir bekommen bald einen Airbus A 319, der noch nicht verplant ist", so Sundair-Sprecherin Sandra Buchholz (32) vielsagend.