Zirkus-Traumpaar teilt den Wohnwagen, aber nicht das Bett
Dresden - Ihre Liebesgeschichte in luftiger Höhe krönt jede Vorstellung. Die Luftakrobaten Katja Timofeeva (24) und Vitali Domnenko (32) vom Circus Probst verzaubern das Publikum. Ein Paar sind sie aber nur in der Manege. Privat ist ihre Liebe "nur" platonisch. Dabei sind beide Single.
Lediglich ihr Fuß steckt in der Schlinge. An Katjas zweitem Bein hängt Vitali. Anmutig schweben ihre Körper durch die Luft. Mal vertikal im Spagat hängend, dann wieder elegant ineinander verschlungen, formen ihre artistischen Figuren einen modernen Minnesang.
Im richtigen Leben teilen Katja und Vitali zwar den Wohnwagen, aber nicht das Bett.
"Der Funke ist nicht übergesprungen", sagen sie. Dabei strahlen sie nebeneinander voller Harmonie, beten gemeinsam, bevor sie in die Scheinwerfer treten und sich ohne Sicherung und Netz in luftige Höhen schwingen. Kennengelernt haben sich beide vor eineinhalb Jahren.
Sie ist Russin, er Ukrainer. Doch die beiden sprechen mehr als dieselbe Sprache. Ihre Seelen brennen für die Luftakrobatik - und das Leben im Zirkus.
Und obwohl sie nie gedacht hätten, dass sie einmal als Stars durch die Manege schweben, stellten beide die richtigen Weichen. Katja besuchte die Zirkusschule in Sankt Petersburg, studierte Sportwissenschaften und trat sogar schon bei der Abschlussveranstaltung der Olympischen Winterspiele in Sotschi auf.
Vitali arbeitete zunächst als Eiskunstläufer in Italien, bevor er das erste Mal einen Luftakrobaten in Aktion sah, Blut leckte und bei ihm eine Lehre begann.
Ein Tattoo mit den sieben Kontinenten ziert seinen linken Unterarm. Er ist zu Hause in der Welt.
"Duo Infinitum", so lautet ihr Künstlername. Gemeinsam arbeiteten sie bereits im Flic Flac, einem modernen Zirkus ohne Tiere. Bis November sind die beiden im Circus Probst unter Vertrag. Zurzeit gastieren sie in Dresden. "Wir sind das erste Mal hier an der Elbe", sagen sie.
"Wollen uns unbedingt die Bastei anschauen." Und am Dienstag geht's mit allen Artisten-Kollegen zu den Filmnächten ans Elbufer. "Greatest Showman" ist für die Zirkusleute Pflicht.
Das Musical erzählt von der Geburt des Showbusiness und Visionären, die aus dem Nichts kamen und ein faszinierendes Spektakel schufen.
Das ist der Circus Probst
Mit Karl Probst fing alles an. Der Gründer der Probst-Dynastie wurde 1877 geboren und legte mit Ehefrau Henriette Reuss das Fundament gleich mehrerer Circus-Unternehmen. Walter, der jüngste der insgesamt 16 Kinder von Karl, gab seine Circus-Gene an Reinhard Probst weiter.
Dieser gründete 1982 einen eigenen "Circus Probst" im Westen, während sein Cousin Rudolf Probst ab 1945 den inzwischen insolventen "Zirkus Probst" im Osten führte. Während der Ost-Probst mit den Schikanen des DDR-Regimes zu kämpfen hatte und seinen Tournee-Betrieb nach dem Tod von Rudolf Probst 2015 einstellte, reist seit 2016 der westdeutsche Familienzweig mit dem Circus Probst durch den Osten. Im November 2013 wurde mit Celina Probst der jüngste Spross der Familie geboren.
Die Tochter von Stephanie Probst und Enkelin von Reinhard Probst soll übrigens auch schon mit dem Virus der Manege infiziert sein ...
Titelfoto: Eric Münch