Notstand in Sachsens Frauengefängnis
Dresden/Chemnitz - Das Frauengefängnis in Chemnitz ist chronisch überbelegt. Der Vorwurf: Eklatanter Personalmangel führe dazu, dass Gefangene nur noch weggeschlossen werden. Nun hat der Landtag eine Petition von Gefangenen an die Staatsregierung überwiesen - der Personalschlüssel solle überdacht werden.
Der Frauenknast gilt als das kontinuierlich am stärksten überbelegte Gefängnis - auch wenn es zur Zeit "nur" zu 98,4 Prozent sind. Hinzu kommen extrem hoher Krankenstand und viele Überstunden beim Personal.
In einer Sammelpetition hatten Gefangene beanstandet, dass es zu Personalmangel komme, weil keine Männer als Bedienstete eingesetzt würden. Dadurch werde z.B. der Freizeitaufschluss verkürzt.
Im Herbst hatten laut Klaus Bartl (67, Linke) 40 Gefangene mit einem Sitzstreik dagegen protestiert. Im März gab es eine Demo in Chemnitz. Erfolg: Der Petitionsausschuss hat Justizminister Sebastian Gemkow (39, CDU) gebeten, sich des Themas nochmal anzunehmen. Insbesondere die Berechnungsgrundlage für die Stellenbesetzung.
Das Ministerium sieht aber keinen Bedarf. Die europaweit geführte Personalstatistik bilde die Grundlage, und das solle auch so bleiben.
Zuvor hatte Gemkow darauf hingewiesen, dass der Personalschlüssel bereits über dem Durchschnitt liege. Im übrigen würden derzeit im Chemnitzer Knast 53 Männer arbeiten - allerdings sollen sie nicht im Stationsdienst eingesetzt werden, so sein Sprecher. Hintergrund des Beschlusses von 2013 waren sexuelle Kontakte zwischen Wärtern und Gefangenen.
"In der Tat ist die JVA an der Grenze. Nachts gibt es zu wenig Bedienstete. Wenn da irgendwann mal was passiert", so Jörg Vieweg (47, SPD), Mitglied des Petitionsausschusses. Er habe sich kürzlich selbst ein Bild gemacht, mit Gefangenen und Bediensteten gesprochen.
Sachsens Knäste sind überfüllt
Sachsens Gefängnisse sind rappelvoll - im vergangenen Jahr war die Durchschnittsbelegung mit 3551 Häftlingen so hoch wie seit 2008 nicht mehr. Das liegt vor allem an der steigenden Zahl ausländischer Gefangener. Zwar schwankt die Belegungsquote - doch viele JVA sind ständig voll.
Zum Stichtag 1. März 2018 waren zum Beispiel im geschlossenen Vollzug die JVA in Chemnitz mit 114 Prozent, Torgau mit 105 Prozent und Zeithain mit 101 Prozent überbelegt, teilte Justizminister Sebastian Gemkow (39, CDU) auf Anfrage der Linken mit. Gefängnisse gelten als voll belegt, wenn sie zu mehr als 90 Prozent ausgelastet sind.