Straßennamen aus der DDR ziehen Unmut auf sich
Erfurt/Gera/Suhl - Straße der Völkerfreundschaft, Juri-Gagarin-Ring, Rosa-Luxemburg- oder Karl-Marx-Platz - Generationen von Ostdeutschen sind mit Straßennamen wie diesen aufgewachsen.
Im 28. Jahr des wiedervereinten Deutschlands haben sich in Thüringen trotz zahlreicher Umbenennungen noch viele typische DDR-Straßennamen erhalten. Auch manch eindeutig politisch geprägter Name überlebte, was etwa bei der Landeszentrale für politische Bildung auf Kritik stößt.
So sind zum Beispiel in Rudolstadt ebenso wie in Zeulenroda-Triebes (Landkreis Greiz), Oßmannstedt (Weimarer Land) und Kamsdorf (Saalfeld-Rudolstadt) noch Straßen nach dem einstigen DDR-Präsidenten Wilhelm Pieck benannt. Für den Leiter der Landeszentrale, Franz-Josef Schlichting, ist der Straßenname ein Unding. "Das geht heute gar nicht mehr." Pieck habe die DDR in der Zeit des Stalinismus repräsentiert, der zahlreiche Tote gefordert habe.
Ähnlich kritisch sieht Schlichting die "Straße der Einheit". Er erinnert an die Diskussionen in Erfurt, als die dortige Straße der Einheit umbenannt wurde, um an den hier geborenen jüdischen Kunstmäzen Alfred Hess zu erinnern. Damals hätten manche Anwohner argumentiert, die Straße der Einheit könne doch nun an die deutsche Wiedervereinigung erinnern. "So was ist Selbstbetrug", sagte er. Wie in Erfurt verschwand dieser Straßenname unter anderem auch in Apolda, in anderen Orten hat er - umgedeutet - überlebt.
Während die vielen Straßen der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft (DSF) nach der Wiedervereinigung umbenannt wurden, hat in Suhl etwa die Straße der Opfer des Faschismus überlebt. "Das war seinerzeit unstrittig", sagt Stadtsprecher Holger Uske. Dafür gibt es - wie auch in anderen Städten - in Suhl keine Straße des 7. Oktober zur Erinnerung an das Gründungsdatum der DDR.
Geläufig ist hingegen auch heute noch der Name des ersten Mannes im Weltall, Juri Gagarin, nach dem in Erfurt ein Teil des Stadtrings benannt ist. Der sowjetische Raumfahrer, der im April 1961 die Erde umkreiste, sei im Osten ein echter Volksheld gewesen, meint Raßloff.
Titelfoto: DPA