Das machen Chemnitz' Forscher mit 100 Millionen Euro!
Chemnitz - Chemnitzer haben Köpfchen: Sie zähmen Roboter, sticken mit Glasfasern und entwickeln Systeme zur Terrorabwehr.
235 Forschungsprojekte an Instituten, in Firmen und an der Technischen Universität werden derzeit mit einer Summe von insgesamt rund 100 Millionen Euro vom Bundesforschungsministerium gefördert. TAG24 stellt drei der interessantesten Projekte vor.
Kampf-Drohnen rechtzeitig erkennen
Mit Drohnen kann jeder, der Spaß an Technik hat, Kameras oder andere Fracht fliegen lassen. Die Gefahr: In der Hand von Terroristen kann ein unbemanntes Fluggerät zur ferngesteuerten Waffe werden.
Die Firma Intenta (160 Mitarbeiter) entwickelt gemeinsam mit Forschungspartnern im Auftrag des Bundesforschungsministeriums ein System, das Großveranstaltungen ab 2020 vor solchen Angriffen schützen soll. Projektleiter Jan Schloßhauer (37): „Das System kombiniert Radar- und Kameratechnik.
Es soll Drohnen orten und visuell so genau erfassen, dass auf einem Monitor erkennbar wird, ob sie Sprengstoff transportieren. Gleichzeitig dürfen aus Datenschutzgründen Menschen nur verschwommen erkennbar sein.“
Die Chemnitzer erhalten bis 2019 rund eine halbe Million Euro Förderung.
Mensch vor Maschinen schützen
Das Fraunhofer-Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik in der Reichenhainer Straße arbeitet an der Zähmung von Giganten.
Ingenieur Michael Kuhl (48): „Gewaltige Industrieroboter sind lebensgefährlich und agieren deshalb bisher abgeschirmt hinter Gittern. Damit Menschen mit Schwerlast-Robotern Hand in Hand arbeiten können, müssen die Roboter Personen zuverlässig identifizieren, Mimik und Gesten erkennen können. Dabei helfen beispielsweise optische Signale über 3-D-Kameras.“
Das Projekt für ein Demonstrator System Roboter Aktorik und die Entwicklung von Gesten-Interaktions-Komponenten wird bis 2019 mit 1,46 Millionen Euro gefördert. Der Industrieroboter als direkter Kollege soll ab 2025 Wirklichkeit werden.
Glasfaser neu erfunden
Hält das Bauwerk - oder nicht? Glasfasergewebe des Sächsischen Textilforschungsinstitutes erkennt Verformungen, bevor sie gefährlich werden.
Maschinenbauingenieurin Elke Thiele: „Die Struktur der Glasfasern wurde mit Laser verändert. So ergibt sich ein markantes Gitter, wenn Licht hindurchgeleitet wird. Im Verbund mit einem Gebäude zeigen sich in dem Gitter schon kleinste Risse als markante Veränderung.“
Die Schwierigkeit dabei: empfindliche Glasfasern für die Verarbeitung auf Baustellen zu konfektionieren, ohne dass sie zerbrechen. „Wir lösen das Problem, indem die 0,5 bis einen Millimeter dünnen Fasern auf einer Textilmatte festgestickt werden“, so Thiele.
Die Matten befinden sich bereits in der Markteinführung. Das Projekt wird noch bis August mit knapp 70 000 Euro gefördert.