Grossrazzia gegen Jugendbanden in Chemnitz
Chemnitz - Die Chemnitzer Polizei hat am Mittwoch eine mehrstündige Großkontrolle durchgeführt. Der Einsatz begann in der City, der Schwerpunkt verlagerte sich später auf den Sonnenberg.
Es brodelt auf dem Sonnenberg: Rivalisierende Jugendbanden jagen sich seit Tagen durch den Stadtteil, immer wieder gibt es Schlägereien. Als die Polizei mit knapp 20 Einsatzwagen am frühen Abend auf dem Lessingplatz eintraf, tummelten sich dort mehr als 100 junge Menschen. Viele von ihnen verschwanden in den Nebenstraßen, dort kam es dann auch kurzzeitig zu Schlägereien. Rund 80 Jugendliche zwischen 13 und 15 Jahren wurden anschließend eingekesselt und kontrolliert.
Denn die Szenen der letzten Tage erschrecken die Anwohner: Dienstagabend prügelten sich ein gutes Dutzend Jugendlicher mitten auf dem Spielplatz. Für Mittwochabend wurde in sozialen Netzwerken zur "Schlägerei mit den Sonnenbergkindern" um 17.30 Uhr aufgerufen - das konnte durch die Polizei verhindert werden. Ein Auslöser für die brisante Situation war Ende letzter Woche der Überfall von vier jungen Migranten auf einen einheimischen Jugendlichen.
Dabei wurde dem jungen Chemnitzer das Handy geklaut. Am Mittwoch posierte ein Jugendlicher vom Sonnenberg im sozialen Netzwerk "Facebook" mit einer Gaspistole. Am 13. August wurde außerdem ein 16-Jähriger von mehreren Unbekannten auf der Markusstraße nahe des Lessingplatzes überfallen, sein Basecap und die Geldbörse geklaut.
Ein Polizeisprecher: "Erstmals standen während der Komplexkontrolle die Spielplätze auf dem Lessingplatz und im Bereich Martinstraße/Augustusburger Straße verstärkt im Fokus der eingesetzten Beamten. Dies war die Folge mehrerer Raubstraftaten und Körperverletzungsdelikten, welche in den vergangenen Tagen und Wochen in den Nahbereichen der Spielplätze von Kinder- und Jugendgruppierungen begangen worden waren." Die Polizei war bis 22 Uhr vor Ort.
Trotz der aktuellen Lage auf dem Sonnenberg - auch die "Zenti" bleibt nach wie vor Anlaufpunkt für auf Krawall gebürstete Gruppen. Hier kontrollierten die Beamten am Mittwoch ebenfalls, verglichen Rahmennummern von Fahrrädern und führten Drogentests durch. Am Ende standen insgesamt neun Anzeigen, vorwiegend wegen des unerlaubten Besitzes von Drogen (Heroin, Crystal, Marihuana).
Um Kriminelle abzuschrecken, setzt die Polizei zunehmend auf Razzien, sogenannte "Komplexkontrollen": 2017 gab es davon in Chemnitz neun, dieses Jahr bereits sechs. Ordnungsbürgermeister Miko Runkel (56, parteilos) hatte die Komplexkontrollen schon bei der Einführung verteidigt: "Der Stadtordnungsdienst und die PD Chemnitz haben ihre Zusammenarbeit intensiviert. Es besteht regelmäßig Kontakt zur Operativen Einsatzgruppe der Polizeidirektion Chemnitz. Hierbei werden auch Komplexkontrollen und gemeinsame Einsätze im Innenstadtbereich durchgeführt."
Titelfoto: Harry Härtel/Haertelpress