Auch ohne neuen Türmer bleibt Chemnitz in der Zunft!

Chemnitz - Rettet eine Gnadenfrist die Tradition? Drei Jahre nach dem Tod von Stefan Weber (72) ist die Stelle des Türmers noch immer unbesetzt. Damit erlischt Ende Mai Chemnitz' Zugehörigkeit zur Europäischen Türmerzunft - eigentlich.

Unvergessen: Türmer Stefan Weber (72) zeigte Touristen sein Chemnitz am liebsten von ganz oben.
Unvergessen: Türmer Stefan Weber (72) zeigte Touristen sein Chemnitz am liebsten von ganz oben.

"Weil wir das ernsthafte Bemühen um eine Neubesetzung der Stelle sehen, machen wir für Chemnitz erstmals eine Ausnahme", sagt Zunftmeister Johannes Thier (61). "Die Frist, bis die Stelle neu besetzt sein muss, wird für Chemnitz ausnahmsweise um zwei Jahre verlängert."

Tatsächlich startete die Stadtverwaltung im Mai im Amtsblatt einen offiziellen Aufruf:

"Sie lieben Chemnitz, interessieren sich für die Geschichte, die Persönlichkeiten und Besonderheiten der Stadt, können mitreißend erzählen und haben diplomatisches Feingefühl? Dann bewerben Sie sich für dieses schöne Ehrenamt."

Vor dem Aufruf hatte Chemnitz monatelang unter Ausschluss der Öffentlichkeit nach einem geeigneten Kandidaten gesucht. Dafür gab es Kritik von Stadträten, die das Amt gern bis zum Stadtjubiläum neu besetzt hätten.

Die Bewerbungsfrist für den neuen Chemnitzer Türmer läuft noch bis Ende der Woche. "Nach Ablauf der Frist entscheiden wir, wie es in dem Verfahren weitergeht", so Stadtsprecher Robert Gruner (33).

Zunftmeister Johannes Thier (61, Mitte) hatte Europas Türmer und Nachtwächter jüngst bei einem Treffen im Erzgebirge um sich geschart.
Zunftmeister Johannes Thier (61, Mitte) hatte Europas Türmer und Nachtwächter jüngst bei einem Treffen im Erzgebirge um sich geschart.  © Matthias Degen