Es war Mord! Liebespaar muss hinter Gitter
Chemnitz - Gekleidet in strahlendem Weiß - als wolle sie ihre Unschuld noch ein letztes Mal beteuern - betrat die „Schwarze Witwe“ Susan A. (31) am Dienstagmorgen den Saal 0.36 im Landgericht Chemnitz.
Jetzt ist sie eine verurteilte Mörderin. Lebenslang - das Urteil gegen sie ist gefallen. Ihr Liebhaber und Komplize Jan D. (39) muss 13 Jahre und sechs Monate hinter Gitter – sein Geständnis ersparte ihm das eigentliche Mindestmaß von 15 Jahren Haft.
Die beiden sollen gemeinsam den Ehemann der aus Kenia stammenden Frau, den damals 58-jährigen Karl Ekkehart A. (58), am 13. September 2016 bestialisch ermordet haben (TAG24 berichtete).
Staatsanwalt Sven Schroth (32) sagte in seinem Plädoyer: „Hier sitzen die beiden Richtigen. Der Angeklagte stand unter dem ungünstigen Einfluss von Frau A.“ An der Angeklagten ließ Schroth kein gutes Haar: „Sie präsentierte allein neun verschiedene Versionen der Tat, ihre Angaben waren höchst oberflächlich, widersprüchlich und dünn.“
Jetzt steht fest: Dem Opfer wurde sein Trennungswunsch zum Verhängnis. Der gehörnte Ehemann soll seit 2013 konkret geplant haben, sich von seiner untreuen Frau zu trennen. Am 15. September 2016 stand ein Termin vorm Familiengericht an – beide Kinder der Frau waren von Liebhabern, nicht vom Ehemann. Das wollte der Monteur gerichtlich feststellen lassen, danach die Scheidung einreichen.
So weit kam es aber nicht mehr. Zwei Tage vorher begann abends gegen 22.30 Uhr das Gemetzel. Erst verführte Susan A. ihren Mann zum Sex. Jan D., der sich vorher im Keller versteckt hatte, setzte sich eine Maske auf und griff zu einer Machete mit 40 Zentimetern Klingenlänge. Im Wohnzimmer dann der brutale Angriff: Während Susan A. beim Oralverkehr auf dem Gesicht ihres Mannes saß, schnitt ihm der Geliebte die Kehle durch. Dabei verletzte er auch die Achillessehnen seiner Geliebten.
Danach flüchtete der Mann aus dem Mordhaus im Stadtteil Ebersdorf. Susan A. rief den Notarzt, schleppte sich blutend zu ihren Nachbarn. Gegenüber TAG24 hatte die „Schwarze Witwe“ kurz nach der Tat in einem Telefonat behauptet: „Es waren drei maskierte Männer. Es war dunkel, ich habe niemanden erkannt.“ Das Konstrukt aus Lügen und falschen Fährten hielt aber nicht lange – bei seiner zweiten Zeugenvernehmung gestand Jan D. den Mord gegenüber den Ermittlern. Er führte die Beamten an ein Wehr an der Zschopau, Taucher bargen wenig später die Tatwaffe aus dem Fluss. Bei Susan A. klickten am 2. November 2016 die Handschellen - Jan D. hatte in der Untersuchungshaft ausgepackt, sein ehemalige große Liebe schwer belastet.
Vor dem Urteilsspruch hatten die Verteidiger noch einmal alle Geschütze aufgefahren. Gerhard Reichert (64), Anwalt von Susan A., wies darauf hin: „Es gibt keinen objektiven Beweis. Wir haben nur die Angaben des Herrn D.“ Verteidiger Hans-Jürgen Rutsatz (55) warf der Staatsanwaltschaft sogar Kungelei mit den Verteidigern von Jan D. vor. Später wies er lautstark auf große Rätsel in der zeitlichen Abfolge der Tat hin.
Der Orthopädie-Techniker Jan D. sprach kurz vorm Urteil ein letztes Mal im Gerichtssaal. Er sagte: „Ich möchte mich bei den Angehörigen entschuldigen. Es tut mir unendlich leid.“ Susan A. selber beteuerte bis zum Ende: „Ich bin unschuldig.“ Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
Titelfoto: Harry Härtel/Haertelpress