Rassismus-Skandal? Mohren-Apotheke soll nicht mehr Mohren heißen
Chemnitz - Sind Mohren-Apotheken rassistisch und dürfen Schaumküsse noch Negerküsse heißen? Eine hitzige Debatte schwappt nach Chemnitz. Linken-Chef Tim Detzner (38) findet's richtig: "Das ist auch eine Debatte über unsere Kolonialgeschichte."
In Berlin wird seit Wochen gestritten über die Mohrenstraße. In vielen Städten gibt es Diskussionen, ob Mohren-Apotheken umbenannt werden sollen. Und an der "Zigeunersauce" übt der Verband der Roma heftige Kritik.
Tim Detzner möchte die öffentliche Debatte über die Mohren-Apotheke in Bernsdorf ebenfalls führen, "um alte Begriffe zu hinterfragen". Von der Apotheke gibt es dazu aber keine Stellungnahme.
Jüngst gab es einen Skandal am Chemnitzer Klinikum. Dessen Hauszeitschrift wurde eingestampft, weil das Lösungswort im Kreuzworträtsel "Neger" lautete (TAG24 berichtete).
Der Chemnitzer Verein "Aufstehen gegen Rassismus" findet die Maßnahme richtig. Sprecherin Nora Berneis (29): "Neger steht für Rassismus, Sklaverei und Völkermord. Begriffe wie Mohr entspringen einer Denkweise, die auch rechtsradikale Gewalttäter benutzen."
Für den Chemnitzer CDU-Politiker Alexander Dierks (30) ist diese Debatte "Blödsinn". Er sagt: "Wer sich an solchen alten Begriffen hochzieht, erweist dem respektvollen Umgang unter Menschen keinen Dienst."
Ähnliche Aufregung gab und gibt es immer mal wieder bei Autokennzeichen. Da herrschen aber klare Regeln: Die Kombinationen SA, SS, HJ, NS und KZ werden nicht vergeben.
Auch für Straßennamen gibt es inzwischen eine Quote. So sollen Frauennamen künftig bevorzugt verwendet werden, da diese bisher erheblich unterpräsentiert sind. Bleibt offen, ob sich die Mohren Apotheke nun über ihren Namen Gedanken machen muss.
Daher kommt die Bezeichnung Mohren
Der Begriff "Mohr" bezeichnete im Mittelalter Mauren und Menschen dunkler Hautfarbe. Im 18. Jahrhundert wurde der Begriff "Mohr" weitläufig durch "Neger" ersetzt.
Vor 60 Jahren begann die Diskussion, dass der Begriff "Mohr" auch diskriminierend sein könnte. Ein Grund war die Kolonialzeit, weil "Mohren" als Sklaven an europäische Höfe und in Bürgerhäuser verschleppt wurden. Später dienten sie als Attraktionen auf Jahrmärkten.