Anführer der rechten Chemnitz-Proteste verdient mit Flüchtlingen sein Geld
Chemnitz - Stadtrat Martin Kohlmann (41) ist derzeit die Frontfigur der asylfeindlichen Proteste in Chemnitz. Der Rechtsanwalt, der seine Zulassung seit 2007 hat, steht immer wieder im Fadenkreuz der Kritik. Und: Er verdient an Asylbewerbern Geld. Als Anwalt verteidigt er Flüchtlinge vor Gericht.
Das ARD-Magazin "Report Mainz" hatte die Verbindungen durchleuchtet. Zu "TAG24" sagte der Anwalt: "In den meisten Fällen sind es Asylverfahren. In denen achte ich als Verteidiger darauf, dass die Spielregeln nicht zu Ungunsten meiner Mandanten ausgelegt werden. Das ist mein Job. Einem Zahnarzt macht man auch keine Vorwürfe, wenn er einem Kriminellen die Zähne richtet." Auch kriminelle Ausländer hat der Anwalt schon verteidigt: "Ich bin als Pflichtverteidiger eingetragen, da wird man dann eingeteilt."
Auch seine Tätigkeit beim "Kulturverein Tolstoi e.V." wurde durch das ARD-Magazin "Report Mainz" durchleuchtet. Der Verein engagiert sich für Flüchtlinge, vor allem aus dem russischen Raum. In einer Bibliothek bietet der Verein nach eigenen Angaben eine Bibliothek mit rund 3 000 Büchern an, organisiert Sprachkurse, vermittelt juristische Beratungen. Kohlmann selber ist dort Gründungsmitglied: "Ich wurde damals angefragt, weil ich einer der wenigen Russisch sprechenden Anwälte in Chemnitz bin. Dem habe ich zugestimmt und die Gründung juristisch begleitet. Das ist kein Geheimnis, das habe ich auch auf Demos schon selber erzählt."
Wie viel Fördergelder der Verein seit 2014 von der Stadt Chemnitz bekommen hat, ist noch nicht bekannt. Kohlmann selber sieht in der Situation kein Problem: "Ich habe erst letztens vorm Verwaltungsgericht darum gekämpft, dass ein krankes georgisches Kind weiter in Deutschland behandelt werden darf. Gleichzeitig kann ich aber auch ein großes Problem mit kriminellen Asylbewerbern haben.
In seiner Laufbahn als Rechtsanwalt tauchte sein Name immer wieder in kuriosen Zusammenhängen auf. Vor Prozess-Beginn gegen die "Gruppe Freital" schoss der Anwalt ein Foto im Gerichtssaal - das ist eigentlich nur akkreditierten Journalisten vorbehalten. Zeitweise verteidigte er auch den Reichsbürger und Ex-Mister-Germany, Adrian Ursache (44), in Halle/S. vorm Landgericht. Als Stadtrat der "ProChemnitz"-Fraktion sorgte er vor allem 2009 für Trubel, als er wegen störender Rufe ein Hausverbot mitten in der Stadtrats-Sitzung kassierte. Als sich Kohlmann weigerte, trugen ihn Polizisten auf dem Stuhl aus dem Saal. Das Amtsgericht verdonnerte den Rechtsanwalt später zu 2 275 Euro Geldstrafe.
Für Freitag ist die nächste Demonstration durch "ProChemnitz" angemeldet, ab 18.30 Uhr soll es wieder vorm Marx-Kopf eine Kundgebung und danach einen Marsch durch die Stadt geben. Unterdessen ist in der Kanzlei des Anwalts eine Morddrohung eingegangen - der Jurist hat Anzeige erstattet.
Update 14.45 Uhr:
Soeben teilt die Stadt Chemnitz mit, dass der "Kulturverein Tolstoi e.V." zwischen 2014 und 2018 ein einziges Mal gefördert wurde. Im Jahr 2016 bekam der Verein für sein Projekt "Kinder-Kunst-Galerie" einen Zuschuss in Höhe von 1100 Euro. Weitere Förderungen gab es nicht.