Friseur droht Abschiebung in ein Land, das er nicht mal kennt
Chemnitz - Bärte stutzen, Haare schneiden, Kunden bedienen - Alltag für Ovik Manukyan. Der 19-jährige Armenier ist Auszubildender bei Dietz Coiffeur in der Sachsenallee, derzeit im Barber Shop eingesetzt. Ein fester Arbeitsvertrag nach der Ausbildung steht in Aussicht. Und doch soll der junge nach Armenien „zurückgeschickt“ werden.
„Obwohl ich noch nie dort war“, wundert sich Ovik. Seine Eltern flohen 1990 aus Armenien nach Russland, wo er auch geboren wurde.
Seit 2011 lebt die christliche Familie in Deutschland. „Wir kamen nach Aue, ich habe Deutsch gelernt, meinen Abschluss gemacht und die Friseur-Lehre begonnen.“
Bereits Anfang des Jahres kämpfte Ovik gegen seine Abschiebung. Nun kam ein neues Schreiben vom Amt, das ihm Angst macht. „Ich kenne Armenien nicht, kann die Sprache nicht, habe dort niemanden.“ Sein Chef André Bernert (50) und seine Kollegen setzen sich für Ovik ein.
„Er ist ein talentierter junger Mann, sehr kreativ, ein toller Kollege“, sagt Bernert. Und weiter: „Ovik ist fleißig, liegt niemandem auf der Tasche. Ich kann wirklich nicht verstehen, warum er aus Deutschland weg soll.“
TAG24 fragte beim zuständigen Landratsamt im Erzgebirgskreis nach, was es mit dem neuen Schreiben auf sich hat. „Trotz mehrfacher Aufforderung hat Herr Manukyan keinen Reisepass vorgelegt“, heißt es hier.
„Bei Vorlage eines gültigen Reisedokumentes ist sowohl die Erteilung der Ausbildungsduldung als auch die Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis nach § 25a Aufenthaltsgesetz möglich.“
Ovik hat dennoch Angst. „Wenn ich mit einem Pass dorthin komme, können sie mich auch sofort ausweisen.“
Kollegen starteten sogar eine Online-Petition für Ovik. „Wir hoffen, dass so viele Leute wie möglich unterschreiben“, sagt André Bernert.
Trotzdem will er Ende des Monats nach Berlin fahren und sich in der armenischen Botschaft einen Pass ausstellen lassen. TAG24 bleibt dran.
Titelfoto: Klaus Jedlicka