Wie sicher ist Chemnitz? So lief der Bürgerdialog
Chemnitz - Lässt das politische Interesse in Chemnitz schon nach? Nur knapp 200 Bürger kamen am Montagabend ins CFC-Stadion zum Bürgerdialog über Sicherheit. Zuletzt beim Sachsengespräch mit Ministerpräsident Michael Kretschmer hatten sich noch 600 Zuhörer gedrängelt.
Mit dabei waren Justizminister Alexander Gemkow (40, CDU) und Innenminister Roland Wöller (48, CDU).
Die Gastgeberin, Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig (56, SPD), hatte noch ihren Ordnungsbürgermeister Miko Runkel (57, parteilos) mitgebracht. An vier Tischen standen die Politiker den Bürgern Rede und Antwort. Doch sie ernteten vor allem die Wut über Migranten, Kriminalität und das schlechte Sachsen-Image. Fragen und Antworten standen eher im Hintergrund.
Das hatte sich der Unternehmer Günter Lindner (59) anders vorgestellt.
Er wünscht sich mehr Sicherheit in Chemnitz - "durch mehr Polizei und Ordnungsdienst. Da erhoffe ich mir Antworten." Der Chemnitzer saß dazu am Tisch des Innenministers und wurde enttäuscht: "Das war alles sehr oberflächlich.
Der Minister verteilte nur Beruhigungspillen. Allerdings fehlte auch die Moderation, damit die wichtigen Themen zur Sprache kommen."
In der Tat wollten viele Teilnehmer nicht diskutieren, sondern Dampf ablassen. Ein Bürger warf linke wie rechte Demonstranten in einen Topf: "Für mich war das ein Notstand an Bildung." Roland Wöller stimmte im Getümmel zu: "Wir erleben eine Verrohung der Gesellschaft." Kritik an Polizei und Justiz wies er zurück: "Nach den Demonstrationen gibt es bisher 150 Ermittlungsverfahren. Der Rechtsstaat arbeitet!"
Barbara Ludwig musste viel Kritik aushalten. Auch weil sie nicht früher deutlich Stellung bezogen hat. Ihre Antwort: "Ich will nicht polarisieren, ich will die Stadt zusammenhalten." Die Bürgerdialoge gehen weiter.
Titelfoto: Sven Gleisberg