32.700 Euro Monatsgehalt! EU-Beamte gönnen sich Lohnerhöhung
Brüssel - Beim Blick auf den Lohnzettel eines EU-Beamten dürften sich Gering- und auch Normalverdiener ganz schön die Augen reiben! Als Weihnachtsbescherung gönnen sich die EU-Beamten nämlich eine dicke Gehaltserhöhung.
Die Gehälter und Pensionen von EU-Beamten, Abgeordneten und Spitzenfunktionäre wurden sogar rückwirkend zum 1. Juli 2018 um 1,7 Prozent erhöht. Allein das monatliche Grundgehalt eines EU-Beamten steigt damit erstmals auf über 20.000 Euro monatlich. Zulagen gibt's noch obendrauf!
Die Gehälter etwa von EU-Ratspräsident Donald Tusk (61) und EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker (69) steigen damit jeweils um knapp 550 Euro auf rund 32.700 Euro brutto jeden Monat, berichtet das polnische Nachrichtenportal "Interia". Damit verdient Tusk sogar mehr als US-Präsident Donald Trump. Der bekommt laut "Lohnspiegel" rund 28.500 Euro jeden Monat.
Oder nehmen wir die sechs Vizepräsidenten der EU-Kommission: Inklusive Zulagen gibt es 500 Euro mehr, ihre Gehälter steigen auf rund 30.800 Euro. Mit 400 Euro mehr und damit "nur" 26.600 Euro monatlich muss ein EU-Kommissar auskommen.
Bezahlt wird das alles von den Steuerzahlern!
Die Entlohnung von EU-Beamten basiert auf 16 Besoldungsgruppen, die auf dem Dienstalter basieren. Das Gehalt steigt alle zwei Jahre. Bei der Ermittlung der Gehaltserhöhungen werden Inflation und Kaufkraft in den einzelnen Mitgliedsländern berücksichtigt.
Ihr wollt das auch? So wird man EU-Beamter:
Ein Dasein als EU-Beamter klingt für viele Hochschulabsolventen im ersten Moment vielleicht eher spröde. Dabei beinhalte die Arbeit mehr, als nur Gesetzestexte oder Statistiken zu erstellen, erklärt Karina Rempesz. Die 38-Jährige arbeitet bei der Europäischen Kommission in Brüssel im Personalbereich der Generaldirektion für Wirtschaft und Finanzen und plant dort unter anderem das Personalbudget.
"Hier bearbeitet man Projekte, die 500 Millionen Menschen etwas angehen", sagt Rempesz. Der Weg bis zum EU-Job ist allerdings nicht ganz einfach.
Rund 40.000 Menschen arbeiten europaweit für die EU, rund zwei Drittel von ihnen in der EU-Hauptstadt Brüssel. Für deutsche Absolventen scheint eine Stelle dort weniger attraktiv. "Im Vergleich zur Größe der Bevölkerung fehlen deutsche Bewerber", sagt Ulrike Mangold vom Europäischen Amt für Personalauswahl (Epso).
Die Gründe dafür kann Mangold nur vermuten. In einigen Mitgliedsstaaten bekämen Hochschulabsolventen zum Beispiel gleich nach der Uni häufig gute Angebote aus der Wirtschaft. Und die jungen Menschen überlegten sich gut, ob sie für eine Arbeit in ein anderes Land ziehen wollen, so Mangold.
Viele spätere EU-Angestellte finden den Einstieg über ein Praktikum. Die EU stellt zweimal im Jahr rund 600 Praktikanten ein. Bewerben können sich die Absolventen über die Websites der EU-Institutionen. Voraussetzung ist, dass sie aus einem der 28 EU-Länder stammen und mindestens einen Bachelorabschluss haben.
Außerdem sollten sie zwei EU-Sprachen sprechen. Erste Berufserfahrungen seien zwar von Vorteil, aber nicht verpflichtend.
Mit der Erfahrung steigt das Gehalt
Um EU-Beamter zu werden, müssen Bewerber einen computerbasierten Auswahltest bestehen. Die Hürde ist zwar hoch, aber machbar. Auf der Homepage von Epso und dem Auswärtigen Amt gibt es Übungen, die Bewerber auf den Test vorbereiten.
Von der ersten Bewerbung bis zur Stelle dauerte das Einstellungsverfahren der EU früher fast zwei Jahre. Heute sind im Durchschnitt neun Monate bis ein Jahr nötig, um alle Stufen der Bewerbung und Auswahl zu durchlaufen.
Hat man den Computertest erfolgreich durchlaufen, muss man sich bei einem Assessment Center in Brüssel beweisen. Erfolgreiche Kandidaten werden dann auf die so genannte Reserveliste gesetzt - sie können sich nun auf Posten in der EU bewerben.
EU-Beamte seien später auf keinen Fall auf eine Stelle oder ein Ressort festgefahren, erklärt Rempesz. "Es gibt die Möglichkeit, Weiterbildungen zu machen."
Je nach Grad der Erfahrung steige dann das Gehalt. Für Ökonomen sei ein EU-Job aber nicht immer so lukrativ wie etwa in der freien Wirtschaft, sagt Rempesz offen.
Dafür zähle aber der europäische Gedanke: "Ich glaube schon, dass das Personal, das bei uns arbeitet, davon überzeugt ist."
Titelfoto: Alastair Grant/AP POOL/dpa, Virginia Mayo/AP/dpa