Kritik an Preisträger: Riesenstunk um Bautzner Friedenspreis
Bautzen – Ausgerechnet der Bautzner Friedenspreis stiftet schon im Vorfeld Unfrieden. Weil mit dem diesjährigen Preisträger eine äußerst umstrittene Person – manche sagen: ein Verschwörungstheoretiker – ausgewählt wurde, gibt es Stunk in der Senfstadt. Der OB muss sich einmal mehr um den guten Ruf sorgen.
Die Preisverleihung am kommenden Mittwoch sollte so feierlich wie jedes Mal sein: Das Theater ist mit 300 Leuten gut gefüllt, Landrat und Stadt geben Grußworte ab, ein Laudator preist den Preisträger und der warnt vor dem Krieg - dann alle raus mit Applaus. Immerhin wurde der historische Frieden zu Bautzen 2018 genau 1000 Jahre alt.
Den Preis verleiht ein "nicht eingetragener Verein", der auch den Träger festlegt. In diesem Jahr fiel die Wahl ausgerechnet auf den Ex-Bundestagsabgeordneten Willy Wimmer (75, CDU), dessen aktuelle Analysen sich eher nach aggressivem Säbelrasseln statt Gurren von Friedenstauben anhören. Vor einem Monat schrieb er etwa: "2019 ist das Jahr, in dem sich Großbritannien über den Brexit wieder zur globalen Kriegsfurie machen will."
Bautzens OB Alexander Ahrens (SPD): "Mir ist es ein Rätsel, wie man jemandem, der den Ersten Weltkrieg als 'Vernichtungskrieg gegen Deutschland und Österreich-Ungarn' bezeichnet, einen Friedenspreis verleihen kann. Solche Theorien gehen schon eher in Richtung Volksverhetzung und haben mit dem Thema Frieden wahrlich nichts zu tun."
Sören Herbst, Mitglied im MDR-Rundfunkrat, sieht in Wimmer eine Person, die sich inzwischen zum Verschwörungstheoretiker entwickelt hat: "Er ist Dauergast bei RT Deutsch und generiert sich als Hofberichterstatter des Kremls." RT ist der russische Staatssender im Ausland.
Die Stadt Bautzen wird keinen offiziellen Vertreter schicken und hofft, dass Herr Wimmer ausgeladen wird. Ahrens: "Mit der Verleihung an jemanden, der solche aberwitzigen Theorien vertritt, würde der Verein den Preis der Lächerlichkeit preisgeben."
Als der Vertrag mit dem Deutsch-Sorbischen Volkstheater geschlossen wurde, war der Preisträger noch nicht bekannt. Eine Absage stehe nicht zur Debatte. Sprecherin Gabriele Suschke: "Wir haben auch keine rechtliche Handhabe, solange der Inhalt verfassungskonform ist." Landrat Michael Harig hat sich bewusst für die Teilnahme entschieden und will in seinem Grußwort kritische Punkte ansprechen.