Auer Pfarrer vergleicht Homosexualität mit „Mehlstaub-Allergie“
Aue - Die Diskriminierung des schwulen Jugendwarts von Aue zieht weitere Kreise (TAG24 berichtete).
Während der Schneeberger Pfarrer Frank Meinel die sofortige Rehabilitierung von Jens Ullrich (54) fordert, legt ein Amtsbruder aus Aue nochmals nach.
„Wenn einer eine Mehlstaub-Allergie hat, dann kann er auch nicht Bäcker werden“, sagt Jörgen Schubert, Pfarrer der Auer Kirche St. Nicolai.
Wie andere Gemeinden hatte auch der Vorstand dieser Kirche Ullrich Predigt- sowie Begegnungsverbot mit Jugendlichen erteilt. Ullrichs „Schuld“: er outete sich als schwul, lebt mit einem Mann zusammen.
Der studierte Diakon und Religionspädagoge ist Jugendwart des Kirchenbezirks.
Schubert weiter: „Als Kirchner oder Friedhofsgärtner könnte jemand wie er hier arbeiten. Aber als Jugendwart im Verkündigungsdienst hat er eine Vorbildfunktion im Jugendbereich und sollte keinen Anstoß geben.“
Genau dieser „Anstoß“ aber liege bei Ullrich vor. Gemeindemitglieder fühlten sich durch seine „Lebensweise“ vor den Kopf gestoßen. Denn er lebe nicht bibeltreu, so Schubert wörtlich. Mit seiner Lebensweise habe Ullrich für den Kirchendienst „eine Grenze überschritten“. Gleichwohl sei das ganze für alle ein „Drama“.
Völlig anders dagegen Frank Meinel von der Kirche St. Wolfgang aus dem benachbarten Schneeberg. Er nennt die Verbote „sehr, sehr bedauerlich und schlecht“. Man könne Menschen nicht so ausgrenzen. „Ich habe die Erwartung an diese Gemeinden, dass sie die Entscheidung revidieren.“
Zwischen diesen beiden Polen bewegt sich Superintendent Dieter Brankmann. Er sagt: „Ich persönlich wünsche dem Jens Ullrich, dass er in allen Gemeinden unseres Kirchenbezirks wieder seinen Dienst tun kann.“ Die Gemeinden zum Umdenken anweisen woller er aber nicht.
Titelfoto: Ralf Seegers