Dank neuer A72 bei Leipzig: In Espenhain ist nichts mehr los
Leipzig - 13 Jahre Bauzeit für gerade einmal 18 Kilometer Strecke, die es aber in sich haben: Die A72 südlich von Leipzig ist ein Sorgenkind des sächsischen Autobahnnetzes, das erst frühestens Ende 2026 um die Gesamtverbindung Chemnitz-Leipzig reicher sein wird. Schon jetzt profitiert aber eine kleine Gemeinde vom Bau der Schnellstraße.
Und das ist Espenhain. In dem Ortsteil der von insgesamt 6000 Menschen bewohnten Stadt Rötha am Hainer See ist es ruhig geworden. Einst aufgrund des ansässigen Braunkohlebetriebs "VEB Kombinat" als dreckigste Stadt der DDR bekannt, machte sich Espenhain bei vielen Autofahrern, die in südlicher Richtung aus Leipzig kamen oder in die Messestadt fahren wollten, unbeliebt.
Die vierspurige B95 teilte den Tagebauort in zwei Hälften, mehr als 50km/h waren nicht erlaubt. Durchschnittlich quetschten sich über 30.000 Fahrzeuge täglich durch das 2000-Seelen-Örtchen, ungeduldige Autofahrer wurden reihenweise durch festinstallierte Radarfallen geblitzt.
Seit Fertigstellung des A72-Teilstücks 5.1, welches westlich an Espenhain vorbeiführt, ist seitens des Landesamts für Straßenbau und Verkehr (LASUV) ein Rückgang um mehr als die Hälfte auf nur noch 12.200 Fahrzeuge prognostiziert worden. Im Winter 2026, also dem planmäßigen Ende des letzten Teilstücks 5.2 von Rötha bis zur A38 (Leipzig-Süd), werden gar nur noch 7700 Fahrzeuge erwartet. Das sind mehr als viermal weniger als ohne die A72.
Sumpfgebiet erschwerte Weiterbau
Seit März 2014 wartet der letzte Abschnitt auf seine Bebauung. Doch östlich von Rötha, auf Höhe des Rückhaltebeckens Stöhna, ging es aufgrund schwieriger Bodenverhältnisse wegen eines Sumpfgebietes nicht wirklich voran.
Nachdem im Juli 2014 die Finanzierungszusage des Bundes erfolgte, begannen kurz vor dem Jahreswechsel umfangreiche Rodungsarbeiten, Kampfmitteluntersuchungen und archäologische Grabungen. Eine breite Schneise mitten im Wald zeigt seitdem, wo die künftige Autobahn langführen wird.
2017 testeten Spezialisten verschiedene Verfahren zur Untergrundstabilisierung, um die bestmöglichen Materialien für den Weiterbau zu finden. Ab Herbst 2018 folgten Bodenverdichtungsarbeiten. Die Gesamtkosten des 7,2 Kilometer langen letzten Abschnitts betragen stolze 238 Millionen Euro.
Auf diesem sind beidseitig zwei Fahrspuren geplant, wie LASUV-Sprecherin Isabel Pfeiffer auf TAG24-Anfrage bestätigte. "Lediglich zwischen der Anschlussstelle B2 und dem Autobahnkreuz mit der A38 werden es drei Fahrstreifen je Richtung."
Hunderte Mitarbeiter bis Ende 2026 beschäftigt
Eine Geschwindigkeitsbegrenzung wird es nach der Fertigstellung des letzten Abschnitts übrigens nicht geben.
Bis zu dessen Komplettierung werde die aktuelle Beschränkung auf 120 km/h im Abschnitt 5.1 zwischen Borna-Nord und Rötha jedoch bestehen bleiben - "aus Sicherheitsgründen", so Pfeifer.
Hunderte Mitarbeiter waren beziehungsweise sind an dem Autobahnprojekt beteiligt (gewesen). Sie werden ebenfalls den Rückbau der B95 zwischen Kesselshain und Rötha von vier auf zwei Spuren in Angriff nehmen. "Dieser wird abschnittsweise in den Jahren 2020 und 2021 erfolgen", so die LASUV-Sprecherin. Die Kosten dafür sind in den 144 Millionen Euro des Abschnitts 5.1 inbegriffen.
Noch jahrelang bleibt das Gebiet südlich der A38 bei Großdeuben eine Großbaustelle. Läuft alles laut Plan, rollen vielleicht schon Ende 2026 die ersten Autos über den Abschnitt 5.2.
Ein großer Profiteur des A72-Weiterbaus steht aber jetzt schon fest: die Gemeinde Espenhains.