Verschärfung des Mangels an Wohnungen? Initiative in Bayern schlägt deutlich Alarm!
München - "Wohnungsbau ist die soziale Frage unserer Zeit": Der Satz ist seit Jahren fester Bestandteil des politischen Phrasenrepertoires. Doch weder Bundes- noch Staatsregierung erreichen die selbst gesetzten Wohnungsbauziele.
Die gemeinsame Wohnungsbauinitiative von Wirtschaft, Immobilien- und Wohnungsbranche, Gewerkschaft und Mieterbund in Bayern schlägt sehr deutlich Alarm: Ohne eine entsprechende Wiederankurbelung der Bautätigkeit prophezeit das Bündnis eine weitere Verschärfung des Mangels an Wohnungen und Stellenabbau in der Baubranche.
Anlass des am Montagvormittag veröffentlichten neuen Positionspapiers ist der klare Rückgang der Baugenehmigungen um ein knappes Drittel (!) in den ersten vier Monaten des laufenden Jahres.
"Von den 70.000 neuen Wohnungen, davon 20.000 im geförderten Bereich, die jährlich gebaut werden müssten, ist man auch in Bayern weiter entfernt denn je", so die Verbände - mit dem "geförderten Bereich" sind dabei Sozialwohnungen gemeint.
Zu den Mitgliedern zählen unter anderem die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft, das bayerische Baugewerbe, der Mieterbund, der Verband der bayerischen Wohnungsunternehmen und die Gewerkschaft Bauen, Agrar, Umwelt.
Viele Bauträger stellen geplante Mehrfamilienhäuser zurück
Die Bundesregierung hat in ihrem entsprechenden Haushaltsentwurf für 2024 zwar eine Erhöhung der Zuschüsse für den sozialen Wohnungsbau auf 3,15 Milliarden Euro angekündigt, von 2025 bis 2027 sollen es dann jährlich sogar 3,5 Milliarden sein.
Eingebrochen ist in diesem Jahr aber nicht nur der Bau günstiger Wohnungen. So haben Zins- und Preisanstieg auch einen Rückgang beim Bau von Ein- und Zweifamilienhäusern zur direkten Folge.
Im frei finanzierten Wohnungsbau stellen nach Angaben von Fachleuten ebenfalls viele Bauträger geplante neue Mehrfamilienhäuser zurück.
Ministerpräsident Markus Söder (56, CSU) hatte kürzlich ein eigenes bayerisches Bauprogramm angekündigt, aber noch keine Einzelheiten genannt.
Der mit dem Nachfragerückgang drohende Kapazitätsabbau in der Bauwirtschaft könne zum Verlust an Fachkräften führen, erklärte Andreas Demharter, Hauptgeschäftsführer des Landesverbands Bayerischer Bauinnungen.
Vereinigung der bayerischen Wirtschaft ebenfalls besorgt
"Wenn die Mitarbeiter einmal weg sind, dann ist es unheimlich schwierig, diese gut ausgebildeten Leute wieder zurückzuholen, wenn es wieder besser läuft", führte Demharter zur Problematik aus.
Der Mieterbund fürchtet deshalb negative Folgen auch für diejenigen, die bereits eine Wohnung haben: "Die fehlende Bautätigkeit führt zu noch höheren Mieten und das in einer Zeit, in der viele Mieter bereits jetzt finanziell überlastet sind", sagte Geschäftsführerin Monika Schmid-Balzert.
Die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft ist ebenfalls besorgt: "Denn ohne ein adäquates Angebot an Wohnraum wird es immer schwerer, dringend notwendige Arbeits- und Fachkräfte für den Wirtschaftsstandort Bayern zu gewinnen", sagte Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt.
Die Initiative fordert in einem Sieben-Punkte-Katalog etwa langfristige und transparente Förderung für den Wohnungsneubau, deutlich mehr Bundeszuschüsse für neue Sozialwohnungen, die Ausschreibung von mehr Bauland und eine Vereinfachung des Baurechts.
Titelfoto: Carsten Hoefer/dpa