Riesen-Ast begräbt Frau im Englischen Garten: Wie konnte es so weit kommen?
München - Warum ein mächtiger Ast im Englischen Garten in München unvermittelt abbrechen und eine Frau schwer verletzen konnte, soll nun ein Gutachter herausfinden.
Nach bisherigen Erkenntnissen der Kriminalpolizei sei die alte Pappel zuvor nicht angesägt oder anderweitig manipuliert worden, sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums. Das Opfer, eine 27-Jährige, liege noch immer mit einem Schädel-Hirn-Trauma im Krankenhaus.
Der Polizeisprecher machte mit eindrücklichen Worten die Dimension des Vorfalls deutlich: "Der Ast ist über 18 Meter lang und hat an der breitesten Stelle einen Durchmesser von 85 Zentimetern. Man kann eigentlich sagen, dass das ein Baum ist, der da runtergefallen ist."
Dieser krachte ohne Vorwarnung auf zwei Besucher der beliebten Parkanlage. "Die eine Person konnte sich selbst darunter befreien, bei der anderen haben Passanten geholfen, indem sie den Ast anhoben", hatte ein Sprecher der Feuerwehr direkt nach dem Vorfall vom Sonntagnachmittag geschildert.
Nach den Erkenntnissen der Polizei war die schwer verletzte Münchnerin gerade beim Baden im Schwabinger Bach, der durch den Englischen Garten fließt. "Sie klemmte im Uferbereich unter dem Ast", schilderte der Sprecher. Sogleich seien Passanten herbeigeeilt und hätten Erste Hilfe geleistet.
Eine zufällig anwesende Ärztin stabilisierte die Frau und versorgte sie bis zum Eintreffen der Rettungskräfte.
Frau erleidet Schädel-Hirn-Trauma: Krisenintervention muss Zeugen im Englischen Garten betreuen
Weil Zeugen und Ersthelfer traumatisiert wurden, waren auch mehrere Kriseninterventionsteams im Einsatz. Aufgrund der vielen Menschen im Park war zunächst ein großes Aufgebot an Polizei, Rettungskräften und Feuerwehr angerückt. Auch ein Rettungshubschrauber stand zur Verfügung, wurde aber nicht benötigt.
Die Bayerische Schlösserverwaltung, die für den Englischen Garten zuständig ist, war für Rückfragen nach etwaigen Begutachtungen des betroffenen Baumes zunächst nicht zu erreichen.
Ähnliche Fälle haben bereits in der Vergangenheit Schlagzeilen gemacht.
Im Juli 2021 etwa war ein 23 Meter hoher Ahornbaum auf einem Augsburger Spielplatz umgestürzt und hatte eine Wippe getroffen, auf der gerade eine Mutter mit ihrer 20 Monate alten Tochter spielte. Beide wurden schwer verletzt, das Mädchen starb später in der Augsburger Uniklinik.
Der für den Baum verantwortliche Kontrolleur wurde später vor Gericht vom Vorwurf der fahrlässigen Tötung freigesprochen.
Titelfoto: Berufsfeuerwehr München